Dänemarks Finanzminister Kristian Jensen warnt vor Gefahren einer Konjunkturüberhitzung durch die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Viele Länder in Europa hätten mittlerweile einen selbsttragenden Konjunkturaufschwung, sagte Jensen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die EZB müsse allmählich anfangen, die Geldflut einzudämmen und die Geldpolitik zu straffen. „Nicht nur Dänemark, sondern auch eine Reihe von Euro-Ländern, vor allem Deutschland, leiden unter einem Arbeitskräftemangel. Die niedrigen Zinsen könnten dort zu einer möglichen Überhitzung führen.“
Die dänische Landeswährung Krone ist seit vielen Jahren de facto an den Euro gekoppelt. Damit ist die Zentralbank des nordischen Landes quasi gezwungen, den Leitzinsen der EZB zu folgen.
In Reaktion auf die weltweite Finanzkrise und die Euro-Schuldenkrise hat die Euro-Notenbank ihren Leitzins auf das Rekordtief von 0,0 Prozent gesenkt. Dort liegt er noch immer. Zudem legten die Euro-Wächter ein billionenschweres Anleihe-Kaufprogramm auf, um Banken zur stärkeren Kreditvergabe anzuregen. Die Transaktionen sollen noch bis Ende September 2018 laufen. Erst weit nach Ablauf der Käufe will die EZB nach bisherigen Planungen wieder an ihren Zinsen rütteln.
Ein Ende des Kaufprogramms ist jedoch nicht absehbar, obwohl der Umfang der Käufe ab Januar 2018 von monatlich 60 Milliarden Euro auf dann 30 Milliarden Euro halbiert wurde. Der Hauptzweck des Programms besteht nämlich darin, die Anleihe-Renditen hoch verschuldeter Euro-Staaten wie Italien, Portugal und Frankreich an den Kapitalmärkten zu drücken. Denn indem die EZB Händlern anbietet, ihnen die Papiere jederzeit abzukaufen, sehen diese ein geringes Ausfallrisiko der Länder und folglich können sie auch keine hohen Renditen mehr von diesen verlangen.