Politik

Polen brüskiert die EU und verhandelt gesondert mit Großbritannien

Lesezeit: 1 min
22.12.2017 00:58
Polen und Großbritannien wollen nach dem Brexit militärisch und wirtschaftlich kooperieren. Die Initiative konterkariert die Bestrebungen der EU, bilaterale Abkommen zu verhindern.
Polen brüskiert die EU und verhandelt gesondert mit Großbritannien

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Großbritannien und Polen haben einen neuen Militär-Pakt geschlossen. "Unsere Verteidigungs- und Sicherheitszusammenarbeit ist bereits stark, aber mit der Unterzeichnung dieses richtungsweisenden Vertrags gehen wir noch weiter", sagte die britische Premierministerin Theresa May am Donnerstag in Warschau laut AFP. Es sei erst der zweite derartige Vertrag mit einem Land der Europäischen Union nach Frankreich.

May zufolge geht es in dem Vertrag um gemeinsame Übungen, Informationsaustausch und Kooperation im Rüstungssektor. Beide Seiten wollten zudem gemeinsam "russischer Desinformation in der Region" begegnen und dabei "neue strategische Informationsprojekte" nutzen. London und Warschau seien "über Russlands Versuche, Information als Waffe zu benutzen, zutiefst besorgt".

May, die sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Mateusz Morawiecki äußerte, kündigte auch die Gründung eines neuen britisch-polnischen Rats für Geschäftsbeziehungen an, den sie als "ersten dieser Art des Vereinigten Königreichs in Europa" bezeichnete. Der Rat werde noch bestehende Barrieren im beiderseitigen Handel identifizieren, um sie vor Großbritanniens Ausscheiden aus der EU zu beseitigen.

Die Partnerschaft ist ein Problem für die EU: Diese hatte stets gefordert, dass alle Beziehungen mit Großbritannien im Rahmen der Brexit-Verhandlungen direkt von Brüssel verhandelt werden sollen. Doch die EU und Polen liegen wegen verschiedener Streitthemen über Kreuz. Polens regierende Partei PIS hatte bereits vor Jahren angekündigt, mehr Nato und weniger EU anstreben zu wollen.

Für die EU ist die Entwicklung auch problematisch, weil Großbritannien als EU-Mitglied eigentlich nicht berechtigt ist, mit anderen Staaten über Freihandel zu verhandeln. Doch offenbar wollen die Briten, die hinter den Kulissen bereits mit anderen Ländern sprechen, nicht länger warten und treiben das Handelsthema voran.

May versicherte, dass die mehr als eine Million Polen in Großbritannien ein "starker Teil" der britischen Gesellschaft seien und dableiben sollten.

Morawiecki dagegen äußerte den Wunsch nach einer Rückkehr dieser Polen in ihre Heimat. Dort sollten sie den schwächelnden Arbeitsmarkt stärken. Nach Polens Beitritt zur EU im Jahr 2004 begaben sich hunderttausende Polen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Großbritannien. Der Brexit ist für Ende März 2019 vorgesehen


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...