Finanzen

Weltweit erste Anzeichen für stärkere Inflation

Im vergangenen Jahr zeigten sich weltweit erste Anzeichen für stärkere Preissteigerungen.
04.01.2018 17:08
Lesezeit: 3 min

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Neueste Daten aus verschiedenen Ländern der Erde belegen, dass der Preisanstieg bei den Produzentenpreisen Fahrt aufgenommen hat. Dieser Umstand lässt manche Anleihe-Investoren zu dem Schluss kommen, dass eine stärkere Inflation bei den Konsumentenpreisen folgen könne. Für Anfang März wird ein Anstieg der Teuerung in den USA oberhalb von zwei Prozent erwartet.

Diese Veränderungen bedeuten einen Richtungswechsel für Anleger, welche die Sorgen vor steigenden Preisen in den zurückliegenden Jahren so gut wie abgelegt hatten. Dies ist wohl deswegen geschehen, weil die Teuerung durch moderate wirtschaftliche Wachstumsraten, niedrige Lohnkosten und durch fortschrittliche Technologien sowie der demografischen Verhältnisse gedämpft wurde. Da nur wenige Investoren auf stark steigende Preise setzen oder gesetzt haben, hat selbst ein vergleichsweise schwacher Aufschlag bei den Preisen nunmehr einen übergroßen Einfluss auf die Stimmung und könnte die vorherrschende Meinung ändern.

Wie Peter Boockvar, der CFO von Fairfield, der Bleakley Financial Group aus New Jersey, erklärt, habe es die Vorstellung gegeben, dass die Inflation langfristig quasi nicht mehr existent sei. „Aber nun können wir feststellen – wie es auch Umfragen unter Einkaufmanagern belegen – dass viel über inflationären Druck gesprochen wird. Im Hinblick auf die Märkte ist die Inflation ein unterschätztes Risiko.“

Das jüngste Anzeichen für anziehende Preise kam vor wenigen Tagen. Wie das US-Institut für Supply Management bekannt gegeben hat, expandierte die Produktion in den Vereinigten Staaten im Dezember 2017 in dem höchsten Tempo seit drei Monaten und die Zuwächse bei den Aufträgen markierte für die Betriebe das beste Jahr seit 2004. Der entsprechende Index stieg von 65,5 auf 69 Punkte gegenüber dem Vormonat.

Industriebetriebe rund um den Globus warnen bereits davor, dass es für sie immer schwerer falle, mit der Nachfrage Schritt zu halten. Sie seien zunehmen dazu gezwungen, die Preise anzuheben, um mit den Aussichten des weltweiten Wirtschaftsaufschwungs Schritt zu halten. Die gerade erst veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes aus China, Deutschland, Frankreich, Kanada und Großbritannien deuten darauf hin, dass es tatsächlich zu einer Verknappung des Angebots kommen könnte.

Eine weitere Ursache der anziehenden Teuerung bei den Verbraucherpreisen liegt an dem sprunghaften Anstieg der Kosten für Rohstoffe wie Kupfer oder Baumwolle in den vergangenen Monaten. Der Bloomberg Commodity Index stieg im Dezember um 0,1 Prozent (zum fünfzehnten Mal hintereinander) und der Ölpreis kletterte auf seinen höchsten Stand seit drei Jahren.

Darüber hinaus gibt es weitere Hinweise für eine Inflation bei den Konsumentenpreisen. In einem Ausblick auf die deutschen Verbraucherpreise wird ein Anstieg von 1,7 Prozent erwartet. Gestiegene Energie- und Nahrungsmittelpreise hatten die Inflation in Deutschland im vergangenen Jahr auf den höchsten Stand seit fünf Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise legten im Jahresdurchschnitt um 1,8 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt Ende Dezember in einer ersten Schätzung mitteilte. Einen stärkeren Zuwachs hatte es zuletzt 2012 mit 2,0 Prozent gegeben.

Daneben haben auch politische Entscheidungsträger und Währungshüter von der neuen Situation Notiz genommen. So hat die US-Zentralbank (Fed) ihre geldpolitischen Maßnahmen entsprechend angepasst, indem sie den Leitzins in diesem Jahr drei Mal erhöhen möchte. Die meisten Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss sprechen sich für weitere graduelle Leitzinsanhebungen aus, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 12. und 13. Dezember hervorgeht. Maßgeblich für das Straffungstempo dürfte demnach die künftige Entwicklung der Teuerung sein. Während man mit der wirtschaftlichen Entwicklung allgemein zufrieden gewesen sei, gebe es Einigkeit darüber, dass man die weitere Inflationsentwicklung genau im Blick behalten müsse, hieß es in dem Protokoll. Dabei wurde auch der zuletzt gesunkene Abstand zwischen den kurzfristigen und den langfristigen Zinsen thematisiert, der aber den Währungshütern zufolge im historischen Vergleich nicht unüblich ist.

Auch Benoit Coeure, Mitglied des Exekutivkomitees der Europäischen Zentralbank, erklärte im Dezember, dass die jüngste Ausweitung des Anleiherückkaufprogramms die letzte gewesen sein könnte. Niedrige Anleihezinsen verursachen einen Schub bei der Entwicklung von Aktien.

Nach Dennis Debusschere, dem Leiter für Portfolio-Sstrategie bei Evercore ISI, war die niedrige und stabile Inflation einer der wichtigsten Treiber für den weltweiten wirtschaftlichen Aufschwung der vergangenen Jahre. Und sollte die Sorge der Anleger in Bezug auf die Inflation wachsen, sei dies auch ein Ansporn auf materielle Gewinne. Nach Debusschere erfordere die sich abzeichnende Veränderung ein Umdenken im Anlageverhalten insbesondere im Hinblick auf langlaufende Anleihen.

In einem Bericht schrieb Sean Darby, Chefstratege von Jefferies Group LLC: „Die Tatsache der ansteigenden Lohnkosten bei gleichzeitig galoppierenden Rohstoffpreisen und einer Erhöhung der Investitionsvorhaben könnte für die Anleger bedeuten, dass die Inflation im Jahr 2018 wiederkehren wird.“

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