Finanzen

Dollar gerät an den Devisenmärkten unter Druck

Der US-Dollar ist an den Devisenmärkten unter starken Druck geraten. Ein allzu starker Aufstieg des Euro dürfte die EZB zum Handeln veranlassen.
12.01.2018 17:06
Lesezeit: 1 min

Der US-Dollar ist an den Devisenmärkten am Freitag erneut unter starken Druck geraten. Wie Bloomberg berichtet, stieg der Wechselkurs des Euro zur US-Währung so hoch wie zuletzt im Dezember 2014. Am frühen Abend mussten für einen Euro 1,21 Dollar bezahlt werden. Vor einem Jahr lag der Wechselkurs noch bei etwa 1,06 Dollar.

Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel 0,5 Prozent auf den tiefsten Stand in vier Monaten. Die Abwertung war die stärkste in mehr als einer Woche.

Auch gegenüber den meisten anderen wichtigen Währungen wertete der Dollar am Freitag ab. Das britische Pfund legte um 0,7 Prozent auf 1,36 Dollar zu – den höchsten Stand der vergangenen 19 Monate. Die Aufwertung war die stärkste in mehr als einem Monat.

Wie City A.M. berichtet, basierte die Stärke von Euro und Pfund am Freitag auf guten Nachrichten, welche Devisenhändler aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der EZB-Sitzung vom 14. Dezember herauslasen. Darin spricht der Gouverneursrat der Zentralbank von einer „kontinuierlich robusten und immer mehr selbsttragenden wirtschaftlichen Expansion.“

Aus Sicht der Analysten der niederländischen ING Groep sind die Aussichten für weitere Kursgewinne des Euro derzeit gut.

„Während wir für die kommenden Monate von einem Wechselkurs von etwa 1,20 zwischen Euro und Dollar ausgehen – solange es keine katalystischen Ereignisse gibt – waren die Protokolle der EZB doch eine Art Weckruf. Eine immer noch niedrige Inflation und die anstehenden Wahlen in Italien sollten den Aufstieg des Euro bremsen. Doch in der derzeitigen Schwächeperiode des Dollar sind auch weitere Zugewinne nicht ausgeschlossen. Das alles bedeutet, dass wir von einem Wechselkurs von etwa 1,30 Dollar am Jahresende ausgehen. Es ist mehr eine Frage wie – und nicht ob – wir dort hinkommen“, wird der Analyst Viraj Patel von City A.M. zitiert.

Sollte der Euro weiter aufwerten, wird irgendwann Handlungsbedarf für die Europäische Zentralbank bestehen. Denn ein zu starker Euro schwächt nach Meinung der meisten Beobachter die Exportfähigkeit der europäischen Industrie. Um weiteren Gewinnen entgegenzuwirken, müsste die EZB die Finanzierungsbedingungen lockern – was der von ihr angekündigten Strategie für die kommenden Jahre deutlich zuwiderlaufen würde.

Letztendlich könnte die Entwicklung in einem Wiederaufflammen jenes Währungswettlaufs beziehungsweise Währungskrieges gipfeln, welcher seit Jahren schwelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...