Unternehmen

Europa ist Heimat der ältesten Familienunternehmen

In Europa befindet sich die Mehrheit der ältesten, heute noch aktiven, Familienunternehmen.
20.01.2018 19:36
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Auf der Suche nach Geschäftsmodellen, die über Jahrhunderte mit ihrer Nachhaltigkeit zur Gemeinwohlmehrung beitragen konnten, wird man in der über 3.000 Jahre bestehenden Hochkultur der ägyptischen Pharaonen fündig. Trotz der Abwesenheit einer regulierenden Währung funktionierte die Wirtschaft mit einem einfachen Tauschsystem. Die Nachhaltigkeit dieses Systems wurde dadurch sichergestellt, dass die Tauschenden immer auf die Gleichwertigkeit der getauschten Waren achten, d.h. diese den jeweils annähernd gleichen Nutzen stiften mussten. Stellten die Menschen fest, dass sie bei einem oder mehreren Tauschgeschäften einen geringeren Nutzen empfangen als sie hergegeben hatten, sank die Wahrscheinlichkeit dramatisch, dass ein weiterer Tausch mit dem jeweiligen Geschäftspartner zustande kommen würde.

Dieser Grundsatz gilt auch noch in der heutigen Wirtschaft. Bei dem Kauf eines konkreten Gutes des täglichen Lebens wie Lebensmittel und Kleidung ist es dem Käufer durch den Vergleich von Preis und Qualität jederzeit möglich, den Nutzen richtig einzuschätzen, den ihm das gekaufte Gut verschafft. Komplizierter wird es bei den abstrakten Produkten, die in den letzten Jahrzehnten insbesondere von der Finanzwelt als Güter angeboten wurden.

Ein positives Beispiel für nachhaltige Geschäftsmodelle liefern Familienunternehmen, die es über Jahrtausende geschafft haben, die an sie herangetragenen Herausforderungen in Form von Regierungskrisen, Kriegen, Naturkatastrophen oder korrupten Geschäftspartnern zu meistern. Das Auswahlkriterium für die Statistik der hundert ältesten Familienunternehmen der Welt ist, dass sie mindestens 235 Jahre alt sind. Von den zehn ältesten Unternehmen der Welt stammen neun aus Europa und eins aus Japan. Von den letzten zehn der 100 ältesten Unternehmen der Welt stammen sieben aus Europa und je eins aus Nord- und Mittelamerika sowie Südafrika.

Das älteste Familienunternehmen der Welt war bis zu seinem Verkauf im Jahr 2006 an die Takamatsu Construction Group das japanische Unternehmen KONGO GUMI, das im Jahr 578 gegründet wurde. Über 51 Generationen hat sich KONGO GUMI als Tempelbauer behauptet. Neben der Planung und dem Bau von Tempeln hat man das Geschäftsmodell im Laufe der Generationen um private und öffentliche Bauten erweitert. Diese zeigen in ihrer Konstruktion architektonische Zitate von Tempeln wie beispielsweise geschwungene Dachlinien. Die kontinuierliche und damit sehr nachhaltige Entwicklung des Unternehmens setzt sich auch mit dem neuen Eigentümer fort und unter anderem dadurch begünstigt, dass seine „Produkte“ auch nach hunderten von Jahren als Gebäude präsent und sichtbar sind und damit Zeugnis von einer mittlerweile über 1.400-jährigen Unternehmensgeschichte geben.

Seit der Übernahme von KONGO GUMI steht das im Jahr 718 gegründete japanische Heilquellenbad HOSHI ONSEN in Komatsu, Präfektur Ishikawa, an erster Stelle auf der Liste der 100 ältesten Familienunternehmen.

Die große Mehrheit der 100 ältesten Familienunternehmen der Welt hat sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch in Europa angesiedelt und dort ein Umfeld gefunden, in dem sie sich über Generationen nachhaltig entwickeln konnten.

Dieser Beitrag ist entnommen aus „Profitmaximierung oder Gemeinwohlmehrung. Interne und externe Motive des Umdenkens“ als Teil aus dem Band „Von der sozialen zur ökosozialen Marktwirtschaft“. Erschienen im Springer-Verlag, 2018.

Max W. Römer ist Gründungspartner und Chairman von Quadriga Capital, Gründungsvorstand des Bundesverbands der Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK Berlin, und Past-Chairman von InvestEurope, Brüssel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...