Wie gewonnen, so zerronnen: Wegen der ungewissen Zukunft des Handels mit Krypto-Währungen rutschte der Bitcoin-Kurs an der weltgrößten Börse Bitstamp am Mittwoch unter die psychologisch wichtige 10.000er Marke und verlor mehr als 13 Prozent auf 9.853 Dollar. Am Dienstag war die Cyber-Devise, die kurz vor Weihnachten noch doppelt so viel gekostet hatte, zeitweise um mehr als ein Viertel eingebrochen. Damit hat der Bitcoin seit dem 18. Dezember rund 50 Prozent an Wert verloren.
Im vergangenen Jahr hatte der Bitcoin seinen Wert verfünfundzwanzigfacht und sich Ende Dezember der Marke von 20.000 Dollar genähert. Der Höhenflug habe „eindeutig eine erhebliche spekulative Komponente“ gehabt, sagte Analyst Craig Erlam von Oanda Trading. Der jetzige Kurssturz werde „sehr entmutigend“ für diejenigen sein, die angenommen hätten, mit der Digitalwährung schnell zu Geld kommen zu können.
„Es herrscht eine Menge Panik am Markt“, sagte Charles Hyter, Gründer des Branchendienstes Cryptocompare. „Die Leute versuchen, um jeden Preis aus Krypto-Währungen auszusteigen.“ Auslöser des aktuellen Ausverkaufs seien Pläne einiger Staaten, den Handel mit Bitcoin & Co. einzudämmen, sagte Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. „Chinesische und südkoreanische Regulierungsbehörden spielen derzeit mit dem Geduldsfaden der Anleger. Bis die Regierungen der asiatischen Cyberwährungshochburgen die Katze aus dem Sack lassen, dürfte noch Zeit verstreichen. Bis dahin stehen die Börsenampeln vorerst auf Rot.“
Auch nach Einschätzung von Shuhei Fujise, dem Chef-Analysten des auf virtuelle Währungen spezialisierten Research-Hauses Alt Design, stehen den digitalen Talern schwere Wochen bevor. Bei dem G20-Gipfel im März könnten strengere Regeln für den Handel mit Krypto-Währungen Thema sein. Für Steven Englander, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Rafiki, ist der Markt an einem kritischen Punkt angelangt. „Kryptowährungsanleger müssen entscheiden, ob sie Bitcoin aufgeben, weil die Währung wegen ihrer technischen Beschränkungen von besseren Produkten verdrängt wird oder ob sie darauf setzen, dass Bitcoin trotzdem gedeihen kann.“
Einer der Kritikpunkte an Bitcoin ist die rechen- und zeitintensive Verarbeitung von Transaktionen. Konkurrenten wie Ethereum oder Ripple punkten aber nicht nur mit höherer Geschwindigkeit. Ihre Software dient gleichzeitig als Technologie-Plattform, die mehr bietet als reinen Geld-Transfer. Dem Sog des fallenden Bitcoin-Preises könnten sich diese Krypto-Währungen dennoch nicht entziehen. Ethereum verbilligte sich laut dem Branchendienst CoinMarketCap.com am Mittwoch um 16 Prozent auf 904 Dollar. Der Ripple-Index, der den Preis der gleichnamigen Cyber-Devise widerspiegelt, brach sogar um 27 Prozent ein. Am Dienstag hatte er ähnlich viel verloren. Damit notiert er aber immer noch fast fünf Mal so hoch wie Anfang Dezember.
Christopher Keshian, Mitgründer des auf Cyber-Devisen spezialisierten Dachfonds Apex, mahnte allerdings zur Besonnenheit. „Die Kursausschläge von Bitcoin und anderen Krypto-Währungen sind ein erwartbarer und wichtiger Teil der Reise zu einer ausgewachsenen Anlageklasse.“ Allen Schwankungen zum Trotz werde der Bitcoin-Kurs in den kommenden Monaten steigen.