Die von der FPÖ ins Amt gebrachte österreichische Außenministerin Karin Kneissl hat in Brüssel für Erstaunen gesorgt: Sie gab dem Korrespondenten des ägyptischen Fernsehens, Magdy Youssef, ein Interview in fließendem Arabisch. Youssef sagte nach dem Interview laut Kronen-Zeitung, er habe in seiner mehr als 20-jährigen Laufbahn noch nie erlebt, dass ihm ein europäischer Minister auf Arabisch geantwortet hätte.
In dem Interview nahm Kneissl zur Jerusalem-Frage Stellung. Kneissl, die an der Uni Wien Jura und Arabistik studiert hat, in Jordanien aufgewachsen ist und auch einige Zeit in Israel verbracht hat, sagte, man könne nicht verleugnen, dass es ein Problem gebe. Das Problem werde aber nicht ohne die Vereinten Nationen und ohne Dialog zwischen Palästina und Israel gelöst werden können. Die Europäer hätten eine wichtige Rolle, um für die Amerikaner im Friedensprozess einzuspringen. Die Europäer würden an ihrem Nahost-Engagement festhalten, sagte Kneissl laut einer Übersetzung des ägyptischen Korrespondenten.
Die FPÖ hatte einen scharfen Anti-Islam-Wahlkampf gefahren. Allerdings sind der Partei Kontakte in die arabische Welt nicht fremd. FPÖ-Chef Jörg Haider hatte vor Jahren ein Verhältnis der Wertschätzung zum libyschen Präsidenten Gaddafi aufgebaut.
Kneissl ist eigenen Angaben zufolge eine unabhängige Kandidatin, die aber von der FPÖ für das Amt des Außenministers nominiert worden war. Österreich hat eine gewisse Tradition bei der Besetzung des Außenamts durch unabhängige Kandidaten, insbesondere solche aus dem diplomatischen Korps. So gehörten Kurt Waldheim, Rudolf Kirchschläger, Erich Bielka und Willibald Pahr keiner Partei an.