Finanzen

Angst vor EU-Spaltung: Schäuble kommt Briten bei Banker-Boni entgegen

Der angebliche Durchbruch der EU bei den Banker-Boni ist in Wahrheit ein Scheitern: Bundesfinanzminister Schäuble lehnte eine Mehrheitsentscheidung gegen die Briten ab und unterbreitete eine weichgespülte Variante. Nun wird weitergefeilscht.
06.03.2013 01:47
Lesezeit: 1 min

Mit großer Mehrheit haben sich die EU-Länder auf einen Kompromiss-Vorschlag bei der Begrenzung von Banken-Boni geeinigt. Der Kompromiss sieht vor, dass der Jahres-Bonus das jährliche Festgehalt nicht überschreiten dürfe.

Allerdings ist die Einigung das Papier nicht wert, auf dem sie steht. Denn Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble blockierte eine mögliche Mehrheitsentscheidung gegen die Briten. Schäuble hat Angst, dass sich die Spaltung der EU weiter vertieft und dass die Briten bei den nächsten  Gelegenheit ein Veto bei einem anderem Thema einlegen könnten. Eine solche Verschärfung kann Schäuble im Bundestagswahlkampf nicht gebrauchen.

So soll nach dem Schäuble-Vorschlag der Bonus auch auf das Zweifache des Jahresgehalts erhöht werden, wenn eine sich große Mehrheit der Anteilseigner einer Bank auf der Hauptversammlung öffentlich dafür ausspricht.

Zudem sagte Schäuble der FT zufolge, dass es besser wäre, das neue Gesetz mit der Zustimmung Großbritanniens zu implementieren. Denn eigentlich kann das Kompromissgesetz mit einer qualifizierten Mehrheit beschlossen werden – ein Ja Großbritanniens wäre nicht notwendig.

Sowohl Schäuble als auch der irische Finanzminister Noonan stellten deshalb weitere Verhandlungen über technische Details in Aussicht. „Was wir erreicht haben, wird aber nicht mehr in der Sache infrage gestellt“, zitiert AFP den Finanzminister. Ein mögliches, weiteres Entgegenkommen sei daher begrenzt.

So könne beispielsweise in der Frage, in welchem Umfang die Sonderzahlungen, die vom langfristigen Erfolg einer Bank abhängig sind, auch begrenzt werden. Schließlich wolle man mit Blick auf die zunehmende Beliebtheit der euroskeptischen Parteien in Großbritannien nicht die Kräfte stärken, die aus der EU austreten wollen. Und die erstarken. Nigel Farages UKIP wurde bei den letzten Lokalwahlen in Eastleigh immerhin zweitstärkste Partei.

Der britische Finanzminister John Osborne deutete ein Einlenken ein, wenn sich Schäubles neuer Vorschlag durchsetzen kann. Osborne sagte auch, dass die Fixierung auf die Boni Unsinn sei - die Banker würden sich in diesem Falle einfach höhere Grundgehälter genehmigen, die am Ende an überhaupt keine Leistung mehr geknüpft seien.

EU-Währungskommissar Barnier machte unterdessen noch einmal die angebliche Zielsetzung hinter der Deckelung der Managergehälter deutlich. Man wolle eine übermäßige Risikobereitschaft unterbinden. Denn immer, wenn das „Risiko eine Krise oder gar ein Desaster wurde, war es der der Steuerzahler, der das ausbaden musste“, so Barnier. „Genug ist genug, wir müssen dem ein Ende setzen“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...