Politik

Draghi sieht Italien als Risiko für Konjunktur in Euro-Zone

Die EZB sieht Unsicherheiten in Italien, die die Konjunktur der Euro-Zone beeinträchtigen könnten.
08.03.2018 15:55
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein lange währendes politisches Patt in Italien kann EZB-Präsident Mario Draghi zufolge die Konjunktur in der Euro-Zone belasten. "Es ist nicht zu unterschätzen, dass eine lang anhaltende Instabilität das Vertrauen untergraben könnte", sagte der Italiener am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB). "Alles, was das Vertrauen untergräbt, wirkt sich sowohl auf die Inflation als auch auf die Aussichten negativ aus."

Das Mitte-Rechts-Bündnis mit der rechtsextremen Lega wurde bei der Parlamentswahl am Sonntag zwar stärkste Kraft, verpasste aber die absolute Mehrheit. Auch der Fünf-Sterne-Bewegung reicht die Anzahl der Sitze nicht für eine Regierungsbildung, genauso wenig wie dem Mitte-Links-Block von Ministerpräsident Paolo Gentiloni. Es droht daher eine politische Hängepartie.

Trotz der politischen Unsicherheiten setzt die EZB einen weiteren vorsichtigen Schritt in Richtung einer strafferen Geldpolitik. Die Währungshüter strichen am Donnerstag die Option aus ihrem Ausblick, nötigenfalls die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe erneut auszuweiten. Viele Volkswirte halten diesen Schritt aufgrund des starken Konjunkturaufschwungs für überfällig. Manche Experten hatten allerdings erwartet, dass die Euro-Wächter wegen der politische Hängepartie nach der Italien-Wahl und der Sorgen vor einem Handelskrieg mit den USA noch zögern würden.

Die Entscheidung, den Hinweis auf nötigenfalls noch mehr Anleihenkäufe zu streichen, sei einstimmig gefallen, sagte EZB-Chef Mario Draghi. Neue Daten würden bestätigen, dass der Aufschwung im Euro-Raum kräftig und breit angelegt sei. Allerdings sei die Inflation immer noch gering. Den Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld beließ die Europäische Zentralbank auch deswegen auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Volkswirten zufolge naht jetzt das Ende der Anleihenkäufe: "Hier deutet sich endlich der lange erwartete Einstieg in das Ende an", so Friedrich Heinemann vom Forschungszentrum ZEW. Alexander Krüger, Chefvolkswirt vom Bankhaus Lampe, rechnet damit, dass die Notenbank im Juni ein Enddatum für ihre Transaktionen benennen wird. Zuletzt hat die EZB schon das monatliche Volumen auf 30 Milliarden Euro halbiert. Die Käufe sollen noch bis mindestens Ende September fortgesetzt werden. Das Programm ist auf 2,55 Billionen Euro angelegt.

Sorgen bereitet Draghi & Co der sich abzeichnende Handelskonflikt zwischen den USA und Europa. Der EZB-Chef nannte "steigenden Protektionismus" als eine der Gefahren für das Wirtschaftswachstum. Es gebe eine gewisse Sorge über den Stand der internationalen Beziehungen. Wenn Handelshürden gegen Verbündete errichtet würden, stelle sich die Frage: "Wer sind eigentlich die Feinde?" US-Präsident Donald Trump hatte jüngst angekündigt, Stahl und Aluminium bei der Einfuhr in die USA mit neuen Zöllen zu belegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...