Deutschland

Zoll wegen Personalmangel nur noch bedingt einsatzfähig

Der deutsche Zoll ist aus Sicht seiner Gewerkschaft nur noch bedingt einsatzfähig.
22.04.2018 17:33
Lesezeit: 1 min

Die Deutsche Zoll- und Finanzgewerkschaft (BDZ) hält den Zoll wegen des Personalmangels für nur noch bedingt einsatzfähig. „Ich sehe die Gefahr, dass der Zoll aufgrund des Personalmangels seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen kann“, sagte BDZ-Chef Dieter Dewes dem Handelsblatt nach einem Bericht vom Dienstag. Aktuell fehlten bundesweit beim Zoll rund 3.500 Stellen.

Der Gewerkschaft zufolge fehlt in allen Bereichen der 40.000 Mitarbeiter starken Bundesbehörde Personal. So müssten zum Beispiel bei der Geldwäsche-Einheit Zöllner aushelfen. Auch der Finanzkontrolle Schwarzarbeit fehlten Mitarbeiter. „Man verwaltet den Mangel“, kritisierte Dewes.

Der ehemalige Grenzschutz hatte in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben übernommen, wie etwa die Mindestlohn- oder Schwarzarbeit-Kontrolle oder die Geldwäsche-Bekämpfung. In Zukunft kommen weitere Aufgaben auf die Behörde zu. Im Falle eines harten Brexit rechnet Dewes damit, dass der Zoll rund 2.000 Stellen zusätzlich braucht. Im Finanzministerium geht man von 100 bis 800 zusätzlichen Stellen aus, je nachdem, wie die Handelsbeziehungen nach dem Brexit ausgestaltet werden.

Mehr Arbeit kommt auf den Zoll auch durch die PKW-Maut zu, für deren Eintreiben er zuständig sein soll. Es wird von etwa 600.000 sogenannten Vollstreckungsfällen im Jahr ausgegangen. Allein dafür brauche die Behörde eine dreistellige Zahl an neuen Beamten.

„Der Zoll wird immer mehr zu einem munteren Bauchladen“, kritisierte Florian Toncar, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion. Es fehle eine klare Definition, welche Aufgaben er in Zeiten eines europäischen Binnenmarktes übernehmen solle. Die grüne Finanzpolitikerin Lisa Paus sagte der Zeitung, der Zoll friste trotz der vielen neuen Aufgaben noch immer „ein Schattendasein“.

Die Gewerkschaft der Polizei warnte vor einigen Monaten, dass die Polizei aufgrund des Personalmangels die öffentliche Sicherheit nicht mehr gewährleisten könne.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...