Finanzen

China will Schulden-Krise mit lockerer Geldpolitik verhindern

Lesezeit: 2 min
23.04.2018 17:22
Die chinesische Regierung bereitet offenbar Maßnahmen vor, um den Ausbruch einer Schuldenkrise zu verhindern.
China will Schulden-Krise mit lockerer Geldpolitik verhindern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die chinesische Regierung bereitet offenbar weitere Maßnahmen vor, um eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums und einen damit möglicherweise verbundenen Ausbruch einer Schuldenkrise zu verhindern. Vergangene Woche senkte die Zentralbank (Volksbank von China) überraschend die Kapitalreserve-Anforderungen für die Banken des Landes – eine Maßnahme, die Beobachter als geldpolitische Lockerung und Unterstützung des regulären Bankenwesens in China gegenüber den unregulierten Schattenbanken deuteten.

Den Hintergrund für die Entscheidung spielen Befürchtungen innerhalb der Kommunistischen Partei, dass eine Rezession oder Bankenkrise das den Bürgern gegenüber abgegebene  Wohlstandsversprechen erschüttern könnte, auf dessen Erfüllung die Macht der Partei letztendlich beruht.

Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dürfte die Maßnahme der Zentralbank in nicht allzu ferner Zukunft wiederholt werden. Die Regierung versuche, eine möglicherweise bevorstehende Abschwächung der Wirtschaftsleistung und eine davon ausgelöste Schuldenkrise im Vorhinein zu unterbinden, sagen Analysten.

„Die Intention dieser Politik ist klar. Sie wollen etwas Liquidität freigeben und die Bedingungen lockern, weil die Wirtschaft von Abwärtstendenzen bedroht ist und sich die internationale Lage verdunkelt. Es gibt Raum für weitere Senkungen der Reserve-Quoten bei den Banken“, wird ein Analyst der Zhongyuan Bank aus Peking zitiert.

Die Regierung geht seit einigen Monaten gegen die unregulierten Schattenbanken im Land vor und verschärft ihre Kontrolle über die Kapitalströme ins Ausland – eine Maßnahme, die sich vergangenes Jahr bereits in einer deutlichen Steigerung der durchschnittlichen Finanzierungskosten für Unternehmen niedergeschlagen hatte. Indem die Kapitalreserve-Verpflichtungen der regulären Banken gelockert werden, sollen diese offenbar die Funktion als Wachstumstreiber übernehmen, welche in der Vergangenheit auf die Schattenbanken entfiel.

Die Zentralbank erhofft sich durch die Maßnahme, dass Banken bestehende Schulden zurückzahlen und die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen hochfahren. Etwa 1,3 Billionen Yuan (rund 168 Milliarden Euro) sollen durch die Lockerung freigeworden sein.

„Die Reduzierung der Reservevorgaben verstärkt die vorherrschende Einschätzung, dass China die Regulierung eher lockern wird“, sagt ein Analyst der OCBC Bank aus Singapur. „Die Maßnahme spielt auch eine vorbeugende Rolle bei der Stabilisierung der Kreditexpansion, indem die zuletzt verschärften Bedingungen gelockert werden. Es werden noch mehr Absenkungen der Kapitalvorschriften kommen.“

Trotz des Handelstreits mit den USA und einer Reihe innenpolitischer Herausforderungen hält Chinas Führung an den Wachstumszielen für 2018 fest. Die Volksrepublik werde alles daran setzen, sie zu erreichen, erklärte das Politbüro der regierenden Kommunistischen Partei am Montag der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge. Zugleich räumte die Regierung ein, dass sie an drei Fronten zugleich gefordert ist – im Kampf gegen Risiken am Finanzmarkt ebenso wie bei der Bekämpfung von Armut und Umweltverschmutzung.

Strukturreformen und die Stärkung der Binnennachfrage sollen für eine stabile Volkswirtschaft sorgen. Überkapazitäten würden abgebaut, berichtete die Agentur nach einer Sitzung des Führungsgremiums mit Präsident Xi Jinping. Zudem sollten die Märkte für Devisen, Aktien, Anleihen, Kredite und Immobilien nachhaltig weiterentwickelt sowie die Finanzierungskosten für Unternehmen gesenkt werden. In der Finanz- und Geldpolitik werde der derzeitige Kurs beibehalten.

Chinas Wirtschaft soll nach dem Willen der Führung in diesem Jahr um 6,5 Prozent wachsen. Im ersten Quartal wurden sogar 6,8 Prozent erreicht. Dennoch dürfte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA ihr Wachstumstempo 2018 voraussichtlich wieder drosseln. 2017 lag das Plus bei 6,9 Prozent – die erste Beschleunigung seit sieben Jahren.

Sorgen bereitet Peking insbesondere die Stabilität des Finanzsystems. Viele Firmen und Städte sind sehr hoch verschuldet. Die Kreditvergabe der Banken erreichte 2017 ein Rekordniveau.

Zuletzt hatten sich die Anzeichen für eine Abschwächung der Weltwirtschaft vermehrt. Der „Economic Surprise Indicator“ der US-Großbank Citibank schwenkte zuletzt für China in den negativen Bereich. „Der Grund für die Verkäufe sind Zweifel an der Wachstumshypothese, die seit etwa 2 Jahren in Kraft ist. Dieser Wachstumsschub begann Anfang 2016, nachdem China erfolgreich Sorgen vor einer Wirtschaftsabschwächung bekämpfte. Jetzt sieht es so aus, als ob wir vor einer neuen Unsicherheit stehen, was das Wachstums Chinas anbelangt“, heißt es in einer Stellungnahme der Bank.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Baerbock über mögliche Putin-Verhaftung: „Kriegsverbrecher zur Verantwortung ziehen“
02.06.2023

Außenministerin Baerbock hat sich zu einer möglichen Verhaftung des russischen Präsidenten Putin bei einer Reise zu einem Gipfeltreffen...

DWN
Politik
Politik Chinas neuer Verteidigungsminister droht mit Eroberung Taiwans
02.06.2023

Chinas neuer Verteidigungsminister schlägt auf der jährlichen asiatischen Sicherheitskonferenz scharfe Töne gegenüber Taiwan an. Der...

DWN
Politik
Politik Der stolpernde Präsident: Biden stürzt auf Bühne bei Absolventenfeier
02.06.2023

US-Präsident Joe Biden ist bei einem Auftritt in Colorado auf offene Bühne gestürzt. Es ist nicht der erste Fall dieser Art. Die Zweifel...

DWN
Finanzen
Finanzen Opec+ und Händler liefern sich Showdown um Ölpreis
02.06.2023

Trotz wiederholter Drosselungen der Fördermenge durch die Staaten der OPEC+ fällt der Ölpreis seit etwa einem Jahr. Nun jedoch erwartet...

DWN
Politik
Politik Der Fall Lina E.: Polizei rüstet sich für „Tag X“-Demo in Leipzig
02.06.2023

Darf die linksextreme Szene am „Tag X“ in Leipzig demonstrieren oder nicht – diese Entscheidung wird vor Gericht fallen. Die...

DWN
Politik
Politik Unzufriedenheit mit der Ampel steigt: Umfrage sieht AfD gleichauf mit SPD
02.06.2023

In einer neuen Umfrage zieht die AfD mit der SPD gleich. Der CDU-Generalsekretär sieht den Grund für die jüngsten AfD-Zugewinne vor...

DWN
Politik
Politik Schulden-Drama in USA: Zahlungsausfall der Regierung im letzten Moment abgewendet
02.06.2023

Aufatmen in den USA und an den Finanzmärkten: Nach langen Verhandlungen hat der erbitterte Schuldenstreit zwischen Demokraten und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Twitters „Anti-Fake-News“-Chefin wirft das Handtuch
02.06.2023

Twitters Verantwortliche für die Moderierung der Inhalte hat ihren Job an den Nagel gehängt. Der Kurznachrichtendienst war zuvor aus den...