Finanzen

Bond-Markt nervös: Italien, Portugal, Spanien unter Druck

Investoren haben am Mittwoch erneut italienische Anleihen verkauft. Insgesamt stehen Papiere der Euro-Südländer unter Druck.
23.05.2018 14:57
Lesezeit: 1 min

Anleger haben auch am Mittwoch in großem Umfang Staatsanleihen Italiens verkauft. Entsprechend zogen die Renditen der zehnjährigen Papiere und damit die Refinanzierungskosten des hoch verschuldeten Landes auf ein 14-Monats-Hoch von 2,45 Prozent an, nachdem es am Dienstagabend noch 2,33 Prozent waren. Die EU-Kommission warnte vor Ansteckungsgefahren in der Euro-Zone. Auch viele Investoren sehen dieses Risiko, weshalb in den vergangenen Tagen die Renditen der spanischen und portugiesischen Staatsanleihen leicht anzogen. „Italien ist die Achillesferse der Euro-Zone“, fasste Analyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler die Stimmung zusammen.

Die Renditen der spanischen und portugiesischen Staatsanleihen lagen mit 1,4 beziehungsweise rund zwei Prozent deutlich unter der ihrer italienischen Pendants. Anfang Mai waren sie mit 1,3 beziehungsweise 1,68 Prozent aber noch erheblich niedriger.

Insgesamt seien die Marktreaktionen bislang moderat, sagte ein Händler. „Aber wenn es mal richtig kracht, dürften auch die Spanier und Portugiesen das massiv zu spüren bekommen.“ Noch setze der Markt darauf, dass die EU das zu verhindern wisse. Dennoch profitiere Deutschland von seinem Status als sicherer Anlagehafen. So stieg der Kurs der zehnjährigen Bundesanleihen am Mittwoch um 62 Ticks auf 100,04 Punkte, was im Gegenzug die Rendite zeitweise unter 0,5 Prozent von 0,56 Prozent am Dienstagabend drückte.

Dazu trugen aber auch schwache Konjunkturdaten aus der Euro-Zone bei. Denn Anleger am Geldmarkt reduzierten ihre Wetten auf eine erste Zinserhöhung der EZB Mitte nächsten Jahres.

Eine Änderung der lockeren EZB-Geldpolitik und jüngste politische Entscheidungen in Italien bergen nach Ansicht der EU-Kommission Risiken für die Finanzstabilität des Landes und Gefahren für andere Euro-Länder. „Vor dem Hintergrund seiner systemischen Bedeutung ist Italien eine Quelle von potenziellen, signifikanten Auswirkungen auf den Rest der Euro-Zone“, erklärte die Brüsseler Behörde am Mittwoch in ihren länderspezifischen Empfehlungen. Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis forderte von der designierten neuen italienischen Regierung erneut eine verantwortungsbewusste Haushaltspolitik. Italien müsse weiter seine hohen Staatsschulden abbauen und Strukturreformen fortsetzen. EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici sagte, es müsse eine vertrauenswürdige Antwort der Regierung auf die Schuldenfrage geben.

*

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...