Finanzen

Ukraine will Vermögenswerte von Gazprom in Europa konfiszieren lassen

Lesezeit: 2 min
09.06.2018 00:21
Die Ukraine möchte die Vermögenswerte von Gazprom in der Schweiz, in den Niederlanden und in Großbritannien konfiszieren lassen.
Ukraine will Vermögenswerte von Gazprom in Europa konfiszieren lassen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der ukrainische Konzern Naftogaz meldete am Dienstag in einer Mitteilung, dass ein niederländisches Gericht seine Petition zum Einfrieren von Gazprom-Aktiva in den Niederlanden genehmigt habe, da das ukrainische Unternehmen von Gazprom eine Zahlung in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar gegen niederländische Tochterunternehmen von Gazprom durchsetzen wolle.

Ende Februar hatte ein in Stockholm sitzendes Schiedsgericht Naftogaz 4,63 Milliarden US-Dollar von Gazprom zugesprochen, weil Gazprom der Ukraine über mehrere Jahre nicht die vereinbarte Menge an Erdgas geliefert hatte.

Am 29. Mai gab Gazprom in einer Mitteilung bekannt, dass gegen das Urteil des schwedischen Schiedsgerichts Berufung eingelegt wurde, unter anderem weil laut Gazprom nicht das Schiedsgericht selbst sondern dessen Assistent den Schiedsspruch verfasst hat, welches ein Verstoß gegen die anhängigen Schiedsregeln wäre.

Ähnliche Vorwürfe spielten bereits in dem Schiedsverfahren zwischen Yukos und Russland eine signifikante Rolle – in dem Verfahren hatte der Assistent des Schiedsgericht doppelt so viele Stunden (ca. 3000) wie der Präsident des Schiedsgerichtes (ca. 1,500 Stunden) verrechnet. Der Yukos Schiedsspruch wurde allerdings am Ende aus anderen Gründen aufgehoben (der Nichtanwendbarkeit des Energiechartavertrages aufgrund der nur vorläufigen Ratifizierung und daher vorläufigen Anwendbarkeit des Vertrages durch Russland).

Laut der Mitteilung vom Dienstag wurden 2,1 Milliarden US-Dollar aus dem Schiedspruch gegen Gazprom mit bereits an die Ukraine geliefertem Gas verrechnet, die restlichen 2,6 Milliarden US-Dollar versucht Naftogaz nun über Tochterunternehmen von Gazprom in den Niederlanden zu vollstrecken.

In Bezug auf das Vermögen von Gazprom in den Niederlanden meldete das ukrainische Unternehmen in einer Stellungnahme vom 5. Juni: „Ein niederländisches Gericht hat den Petitionen zugestimmt; jedoch haben sich sechs von sieben der niederländischen Gazprom-Tochtergesellschaften geweigert, mit den Gerichtsvollziehern zusammenzuarbeiten.”

Am 30. Mai meldete Naftogaz ausserdem, dass es die Vollstreckung der Gerichtsentscheidung in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar in der Schweiz eingeleitet habe und dass die Schweizer Behörden Maßnahmen zur Beschlagnahme von Gazprom-Vermögenswerten in der Schweiz ergriffen hätten.

Die Ukraine versucht, Gazprom-Aktiva in der Schweiz, in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich zu beschlagnahmen, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in der vergangenen Woche. Dies könnte auch Vermögenswerte und Aktien von Nord Stream und Nord Stream 2 umfassen, zitiert Radio Free Liberty/Radio Europe (RFL/RE) Poroschenko.

Gazprom meldete am 5. Juni in einer Erklärung, dass es offiziell keine Dokumente erhalten hat, die die Naftogaz-Klage in den Niederlanden zur Durchsetzung des Gerichtsurteils betreffen. Das russische Unternehmen teilte mit, dass es auch in der Schweiz keine offiziellen Meldungen über den Beginn des Vollstreckungsverfahrens erhalten habe.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chemiebranche enttäuscht: Energiekosten bleiben hoch
27.09.2023

Die Bundesregierung hat der Chemiebranche in einem Spitzengespräch am Mittwoch Unterstützung zugesichert. Doch Maßnahmen zur Senkung der...

DWN
Politik
Politik Abgang eines Vordenkers - die CDU zerlegt sich in der AfD-Debatte
27.09.2023

Mit dem Rücktritt des Chefs ihrer Grundwertekommission, dem Historiker Andreas Rödder, ist das Debakel in der CDU nicht mehr zu...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Melonis Italien wird zur Gefahr für Europas Finanzsystem
27.09.2023

Weithin unbemerkt steuert Italien unter seiner Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf eine neue Finanzkrise zu. Die Reformen, die Italien...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB droht den Banken die Daumenschraube anzuziehen
27.09.2023

EZB-Ratsmitglied Holzmann schlägt eine Verzehnfachung der Mindestreserve vor. Den Banken drohen Kosten in Milliardenhöhe, die sie an die...

DWN
Politik
Politik Bayern soll Gas aus Italien geliefert bekommen
27.09.2023

Bayern kann mit Gas-Lieferungen aus Italien rechnen. Mit der neu entstehenden Pipeline "Adriatic Line" wird eine Alternative zu Russland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutscher Arbeitsmarkt im Strudel der schwachen Konjunktur
27.09.2023

Wegen der schwachen Konjunktur fehlen die Aufträge. Die Bereitschaft der Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen, liegt daher auf dem...

DWN
Politik
Politik KfW-Studie: Mittelstand kommt mit teurer Energie gut klar
27.09.2023

Der deutsche Mittelstand hat die hohen Energiepreise gut verkraftet, so eine Studie der staatlichen Förderbank KfW. Die Unternehmen heizen...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehrheit der Immobilienbesitzer verweigert Klima-Sanierung
27.09.2023

Die meisten Immobilienbesitzer in Deutschland planen einer Umfrage zufolge in nächster Zeit keine Sanierungsmaßnahmen wie den Einbau...