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EU-Zwangsabgabe: Wie sicher ist ein deutsches Bank-Konto?

Lesezeit: 2 min
17.03.2013 18:26
Die Zwangsabgabe für Bankkunden in Zypern verunsichert auch die deutsche Bevölkerung. Die Deutschen bunkern einen Großteil ihres Vermögens immer noch auf Girokonten und Sparbüchern. Eine riskante Strategie.
EU-Zwangsabgabe: Wie sicher ist ein deutsches Bank-Konto?

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Nach der angekündigten Zwangsabgabe für zypriotische Bankkunden wird in Zypern ein massiver Bank Run erwartet. Aus diesem Grund erwägt die dortige Regierung sogar, die Schließung der Banken über den Montag hinaus zu verlängern (hier). Doch die außergewöhnliche Entscheidung für Bankkunden in Zypern betrifft nicht nur das Land selbst: Großbritannien will seine Bürger in Zypern entschädigen (mehr hier). Der Chef der Euro-Gruppe, Jeroen Dijsselbloem, wollte beispielsweise am Samstag ausdrücklich nicht dementieren, dass solche Aktionen auch in anderen Staaten der Euro-Zone möglich sind (hier). Entsprechend stellt sich die Frage, wie sicher denn die Einlagen bei einer Zuspitzung der Lage in Deutschland sind – wie etwa bei einem Bank-Run.

Das wirkliche Problem liegt in diesem Fall einerseits bei der Unsicherheit der Anleger  - also Panik und Vertrauensverlust - und andererseits bei der womöglich falschen Auswahl der Anlage. Große Teile des Vermögens der Anleger liegen bei den Banken als Sichteinlagen, also als Einlage auf einem Giro- oder Tagesgelkonto. „Fakt ist, dass alle Banken weltweit nur einen Bruchteil der an sie herangetragenen Sichteinlagen wirklich liquide bereit hält“, so Zschaber. Sollten die Anleger aus Angst vor einem Bankrott ihrer Bank plötzlich ihr gesamtes Geld abheben wollen, wäre dies gar nicht möglich.  Zschaber rechnet vor, „dass die Sichteinlagen ein Volumen angenommen haben, das mehr als doppelt so hoch ist wie der aktuelle Schuldenstand des deutschen Staates“.

Im Falle eines Bank-Runs jedenfalls kann von einer tatsächlichen Garantie der deutschen Spareinlagen ebenfalls nicht die Rede sein. Der Bundesbank zufolge ist das „Geldvermögen der privaten Haushalte ist im 2. Quartal 2012 auf 4.811 Milliarden Euro am Quartalsende gestiegen.“ Die Sparqote lag im Jahr 2012 bei 10,3 Prozent.

„Die Anlegermentalität der deutschen Bevölkerung war schon immer geprägt von einer überdurchschnittlichen Sicherheitspräferenz“, erklärt Markus C. Zschaber, Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltung, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Während die Deutschen Einlagen wie Sparbücher und Tagesgelder bevorzugen, sei es in den USA völlig gewöhnlich, das Ersparte in Aktien zu investieren.

Aufgrund der Inflation ist das Sparbuch jedoch grundsätzlich nicht mehr so empfehlenswert. Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW empfiehlt daher für das Ansparen größerer Geldbeträge eher Tagesgeldkonten als Sparbücher, befürwortet sogar, das Vermögen über verschiedene Anlageklassen zu streuen.

Doch was wären Alternativen? Immobilien? Neben dem  Investitionsaufwand sieht Zschaber auch ein Problem darin, dass man auch Zeit investieren muss, um die richtige Immobilie auszuwählen und nicht später eine böse Überraschung zu erleben. Die Bundesbank selbst warnt bereits vor einer Immobilienblase in Deutschland.

Jan Philip Weber, Referent der Abteilung Volkswirtschaft beim Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) betrachtet die Geldanlage in Form einer Immobilie ebenfalls eher negativ. Die Immobilienpreise seien seit Mitte der Neunziger Jahre real kontinuierlich zurückgegangen und der gut funktionierende Mietmarkt in Deutschland senke eher die Nachfrage.

Außerdem war die Garantie keine große Leistung von Angela Merkel war. Denn es gilt in Deutschland die gesetzliche Einlagensicherung, die auch schon vor 2008 bestand. Alle Einlagen, die nicht in Euro oder einer anderen EU-Währung, oder bei Banken, die nicht ihren Hauptsitz in Deutschland haben, angelegt wurden, sind davon jedoch ausgenommen (mehr hier).

Vorsicht ist demnach auch bei Geldanlagen geboten, die nicht unter die gesetzliche Einlagensicherung fallen wie beispielsweise Aktien, Zertifikate oder Anleihen. Hier ist im schlimmsten Fall das Geld verloren, es sei denn die Bank  verfügt über eine private Einlagensicherung, die diese Produkte abdeckt.

Gold bleibt für viele Anleger eine der sichersten Formen, auch wenn der Goldpreis wegen der massiven Manipulationen im Moement keine Freude macht. Doch verweisen Gold-Fans darauf, dass Gold als einzige Anlage niemals völlig wertlos werden könne. Gold sei Geld und daher krisensicher. Der Chef der Saxo-Bank hat nach dem Bekanntwerden des europäischen Zypern Coups prognostiziert, dass sich der Goldpreis innerhalb kurzer Zeit verzehnfachen werde.

Andere Anleger setzen auf Ackerland. So sind die Preise für Äcker in Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen.

Am Ende geht es um die Frage des Vertrauens: Durch die EU-Zwangsabgabe in Zypern dürfe indess vielen Anlegern klargeworden sein: Papiergeld ist oft das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurden.

 


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