Politik

Wo der Krieg begann: Syrien gewinnt Stadt Daraa zurück

Lesezeit: 3 min
13.07.2018 17:22
Syrien und Russland haben die strategisch wichtige Provinz Daraa zurückerobert. Sie stand seit dem Jahr 2011 unter der Besatzung von internationalen Söldnern.
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Die syrische Armee (SAA) hat am Donnerstag die Provinz Daraa zurückerobert. Die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA meldete, dass die SAA seit Jahren das erste Mal die Flagge über der gleichnamigen Stadt gehisst hätte. „Einheiten der syrisch-arabischen Armee drangen in den Distrikt Daraa al-Balad ein und hissten die Nationalflagge auf dem Hauptplatz (...) ein Zeichen, dass Daraa nun frei von Terrorismus ist”, so SANA.

Der Guardian berichtet, dass die Rückeroberung von Daraa auch einen symbolischen Charakter habe, da der Syrien-Konflikt im Jahr 2011 in Daraa seinen Ausgangspunkt hatte. Die Provinz Daraa hat aufgrund ihrer Nähe zur Grenze zu Israel auch eine große strategische Bedeutung und grenzt an die jordanische Grenze.

CNN führt aus: „Nach einem Abkommen, das letzte Woche mit militanten Gruppen unterzeichnet wurde, sagte die syrische Regierung, dass ’terroristische Gruppen schwere und mittlere Waffen abgeben werden’ und dass diejenigen, die dem Abkommen zustimmen, in der Region bleiben dürfen. ’Wer die Aussöhnung verweigert, wird evakuiert’, so die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA.”

Bei einem Luftangriff auf eine der letzten Bastionen der Terror-Miliz IS in Syrien sollen am Donnerstag 54 Zivilisten getötet worden sein, berichtet TRT World. Der Luftangriff habe eine „Versammlung von Zivilisten” in einer Eisfabrik nahe der Ortschaft Sussa in der östlichen Provinz Deir Ezzor nahe der irakischen Grenze getroffen.

Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA berichtete über den Luftangriff. Ihrem Bericht zufolge wurden dabei rund 30 Zivilisten getötet. SANA machte die Anti-IS-Koalition für den Angriff verantwortlich.

Der Pentagon-Sprecher Sean Robertson sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Koalition oder unsere Partner könnten gestern, am 12. Juli, in der Nähe von Al Soussa und Baghour Fukhani Luftschläge ausgeführt haben. Wir leiten den Bericht zur weiteren Beurteilung dieser Behauptung an unsere zivile Unfallstelle weiter. Wir haben derzeit keine weiteren Informationen.”

Deir Ezzor und Idlib

Die türkische Zeitung Evrensel, die Journalisten in den Kriegsgebieten hat, führt aus, dass sich die SAA seit Monaten darauf vorbereitet, das Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak, also die Provinz Deir Ezzor, unter Kontrolle zu bekommen. Dieses Gebiet befindet sich unter der Kontrolle der USA, Frankreichs und den Kurden-Milizen. Eine weitere Provinz, in der eine syrisch-russische Operation stattfinden soll, ist das nordwestliche Idlib. Diese Provinz befindet sich derzeit unter der Kontrolle der Söldner-Truppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die die Nachfolgeorganisation der Al-Nusra-Front ist. Evrensel führt aus: „Das Treffen zwischen Trump und Putin am 16. Juli spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Zum einen wird argumentiert, dass sich die USA aus dem Osten Syriens (Deir Ezzor, Anm. d. Red.) zurückziehen werden. Zum anderen wird argumentiert, dass sich die Krise in Syrien vertiefen wird. Es ist schwierig, die Ergebnisse des Gipfels vorherzusagen. Doch nach der Rückeroberung von Daraa bleiben nur noch Idlib und die Gebiete, die von den Kurden und den USA gehalten werden. In der Provinz Idlib wird voraussichtlich eine von Russland unterstützte Militäroperation durchgeführt werden.”

Russland, die Türkei und der Iran hatten sich im Rahmen des Friedensabkommens von Astana darauf geeinigt, Beobachterposten in Idlib zu errichten, um die Provinz in der ersten Phase zu isolieren. Anschließend sollte eine gemeinsame Militäroperation durchgeführt werden. Die Erfolge der SAA mit Unterstützung der russischen Luftwaffe zeigen auch außenpolitisch ihre Wirkung.

Israel ändert Ton

Der israelische Premier Benjamin Netanjahu sagte am Donnerstag nach seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau, dass Israel keine Probleme mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad habe. Die Haaretz führt aus: „Premierminister Benjamin Netanjahu sagte am Donnerstag, dass Israel nichts dagegen habe, dass der syrische Präsident Bashar Assad die Kontrolle über das Land wiederherstellt und seine Macht stabilisiert, aber Israel wird seine Grenzen nötigenfalls gegen das syrische Militär schützen, wie in der Vergangenheit. ’Wir hatten kein Problem mit dem Assad-Regime, 40 Jahre lang wurde auf den Golanhöhen keine einzige Kugel abgefeuert’, sagte Netanyahu Journalisten, bevor er Moskau verließ, um nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Israel zurückzukehren.”

Netanjahu will vor allem, dass die Truppen der Hisbollah und des Irans nicht in der Nähe der Golan-Höhen stationiert werden. Durch den Vormarsch der SAA im Süden Israels hatten sich pro-iranische Milizen Schritt für Schritt in Richtung der Golan-Höhen bewegt. Netanjahu machte im Vorfeld des bevorstehenden Gipfels zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Putin in Helsinki deutlich, dass Israel seine Aktionen in Syrien vollständig mit Washington koordiniert. “Wir handeln mit voller Transparenz gegenüber den USA.”

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