Deutschland

Berlin: Polizei beschlagnahmt dutzende Immobilien von Araber-Clan

Lesezeit: 2 min
19.07.2018 15:04
Die Berliner Polizei hat 77 Immobilien eines arabischen Clans beschlagnahmt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Berliner Polizei ist nach Justizangaben massiv gegen die Organisierte Kriminalität in der Hauptstadt vorgegangen. 77 Immobilien wurden beschlagnahmt, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Zuvor hatten Spiegel TV und Spiegel Online berichtet.

Nach Spiegel-Informationen werden die Immobilien im Wert von etwa zehn Millionen Euro einer arabischen Großfamilie zugerechnet. Die Ermittler gingen demnach davon aus, dass die Objekte mit Geld aus Straftaten gekauft wurden. Neben Wohnungen und Häusern soll auch eine Kleingartenkolonie dazu gehören.

Am vergangenen Freitag hätten Finanzermittler des Landeskriminalamtes zwölf Wohnungen und Geschäftsräume aus dem Umfeld der Familie durchsucht. Mitglieder des Clans seien bereits durch spektakuläre Einbrüche in Berlin aufgefallen. So soll auch der Raub einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze mit Mitgliedern der Familie in Verbindung stehen.

Die Münze mit einem reinen Goldwert von 3,7 Millionen Euro war Ende März 2017 aus dem Bode-Museum gestohlen worden. Sie ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Im Juni 2017 waren Haftbefehle gegen vier Verdächtige erlassen worden, inzwischen sind zwei Männer wieder auf freiem Fuß.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Aktion von Staatsanwaltschaft und Polizei. Er sei froh über dieses „außergewöhnliche Zwischenergebnis“, erklärte der GdP-Landesvorsitzende Norbert Cioma.

In Deutschland gilt seit einem Jahr ein neues Gesetz zur Abschöpfung krimineller Gewinne. Es ermöglicht eine vorläufige Sicherstellung und die Einziehung von Vermögen unklarer Herkunft. Ob Objekte dauerhaft entzogen werden, entscheiden Gerichte.

Der Gewerkschaftschef sagte dazu, nun werde sich zeigen, ob die Gesetzesveränderungen geeignet sind, „um endlich effektiv gegen die kriminellen Machenschaften arabischer Clans vorzugehen und sie da zu treffen, wo es ihnen wirklich wehtut, beim Geld“.

Zuletzt hatte Innensenator Andreas Geisel (SPD) im Dezember 2017 in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur betont, wie schwierig es sei, in abgeschottete Strukturen der Clans vorzudringen. Beobachtet werde bei der organisierten Kriminalität eine Zunahme von Wirtschaftsdelikten. Rohheits- und Gewaltvorfälle nehmen laut Senator ab, dafür gibt es zunehmend Versuche, kriminelle Geschäfte in offizielle zu überführen.

Nach Definition von Polizei und Justiz werden zur organisierten Kriminalität Geldwäsche, Menschenhandel und Korruption gezählt. Der Bereich ist demnach von Gewinn- und Machtstreben bestimmt. Mehrere Täter agierten planmäßig und auf Dauer arbeitsteilig. Angestrebt werde Einfluss auf Politik, Verwaltung, Justiz oder Wirtschaft.

In bestimmten Berliner Bezirken haben Gangs, oft arabischen Ursprungs, Straßen unter sich aufgeteilt. Zwischen 12 und 20 teils kriminelle Großfamilien soll es in Berlin geben, ein Teil davon ist in Neukölln zu Hause. Das Problem ist aber nicht auf Berlin beschränkt. Auch im Ruhrgebiet, in Niedersachsen und in Bremen sind die oft weit verzweigten Clans aktiv.

Viele Mitglieder dieser Großfamilien - auch mit palästinensischer oder libanesischer Herkunft - durften in Deutschland nicht arbeiten, weil sie offiziell staatenlos waren und und ihr Aufenthaltstatus ungeklärt war. Kriminalität wurde zu einer Haupteinnahmequelle mancher Clans.

Nach Angaben der Berliner Polizei richteten sich im vergangenen Jahr 14 der 68 größeren Ermittlungsverfahren zur organisierten Kriminalität gegen Banden mit arabisch-libanesischstämmigen Mitgliedern. Mehr als die Hälfte der Verdächtigen aus diesen Clans habe inzwischen einen deutschen Pass, sagte kürzlich Dirk Jacob, beim Berliner LKA zuständig für organisierte Bandenkriminalität.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...