Finanzen

Inflation größtes Risiko für überschuldete Unternehmen weltweit

Eine stärkere Inflation stellt Beobachtern zufolge das größte Risiko für überschuldete Unternehmen dar.
22.07.2018 17:49
Lesezeit: 2 min

Ein Anziehen der Preise stellt Beobachtern zufolge das größte Risiko für stark verschuldete Unternehmen weltweit dar. Zuletzt hatte es Hinweise dafür gegeben, dass die Inflation in wichtigen Ländern künftig deutlich steigen könnte.

In der OECD – welche aus hochentwickelten Industriestaaten zusammengesetzt wird – erreichte die Verbraucherpreisinflation im Mai einen Durchschnitt von 2,6 Prozent. In der Eurozone stieg die Inflation im Juni auf rund 2 Prozent und damit auf jenen Wert, den die EZB als Zielwert ihrer geldpolitischen Interventionen in den vergangenen Jahren ausgegeben hatte. In den für das Weltfinanzsystem zentralen USA stiegen die Preise im Juni um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf den höchsten Stand seit 2012. Mit einem Anstieg von 3,4 Prozent waren die Erzeugerpreise besonders stark gestiegen.

Ein wichtiger Grund für den Anstieg stellen höhere Preise für Rohöl dar. Öl der Sorte Brent beispielsweise verteuerte sich in den vergangenen 12 Monaten von etwa 45 Dollar pro Barrel (159 Liter) auf aktuell rund 73 Dollar. Der Anstieg bei der US-Sorte WTI war im selben Zeitraum ebenfalls vergleichbar stark.

Eine drohende Arbeitskräfteknappheit in den USA und damit verbundene höhere Lohnforderungen der Angestellten könnte sich zusätzlich als Motor der Inflation erweisen. Wie Bloomberg berichtet, kommen aktuell nur noch 0,9 Bewerber auf jede freie Stelle – im Jahr 2016 waren es noch 1,3.

Ein sprunghafter Anstieg der Löhne wäre „gut für die Gehaltsschecks auf der Main Street aber schlecht für die Gewinnmargen an der Wall Street“, wird David Rosenberg von Gluskin Sheff von Money Week zitiert. Er könnte das Gewinnwachstum belasten, welches ohnehin Anzeichen einer Abschwächung zeigt.

Kommt es zu einer stärkeren Inflation, müssten die großen Zentralbanken reagieren und die Leitzinsen anheben beziehungsweise ihre Bilanz weiter zurückfahren. Die daraus resultierende Verschärfung der Finanzierungbedingungen würden insbesondere die hochverschuldeten Unternehmen, aber auch alle anderen mit Schulden operierenden Finanzmarktteilnehmer spüren.

In den USA und anderen Teilen der Welt hatten Unternehmen die expansive Geldpolitik der Zentralbanken in den vergangenen zehn Jahren dazu genutzt, in massivem Umfang neue Schulden aufzunehmen. Einige Beobachter sprechen mit Blick auf die Finanzlage vieler Betriebe inzwischen von „Zombie-Unternehmen“, weil diese nur dank neuer verhältnismäßig günstiger Schulden den Betrieb aufrechterhalten können.

Steigt das allgemeine Zinsniveau weiter an, drohen umfangreiche Pleitewellen in den USA aber auch in Europa und insbesondere in sogenannten Schwellenländern wie der Türkei, Argentinien oder Indonesien.

Auch der Anleihemarkt wäre betroffen und die resultierenden höheren Renditen würden auch die Staatsfinanzen belasten. „Inflation ist immer schlecht für Anleihen, weil sie den realen Wert der Zinszahlungen schmälern. Studien weisen darauf hin, dass auch die Aktienmärkte ab einem Inflationsniveau von etwa 4 Prozent zu straucheln beginnen, weil nicht alle Firmen ihre höheren Kosten an die Kunden weitergeben können. Aber eine höhere Inflation in Zeiten schwächeren Wachstums – die höheren Leitzinsen in den USA haben den ohnehin schon lange anhaltenden Geschäftszyklus belastet – impliziert Stagflation. Wir könnten schon bald wieder auf dem Weg in die 1970er Jahre sein“, schreibt Money Week.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...