Die deutschen Autobauer werden in den nächsten zwölf Monaten deutlich weniger Autos verkaufen. Das geht aus dem aktuellen Rabatt-Index hervor, den das vom Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer geleitete CAR-Center der Universität Duisburg-Essen jeden Monat herausgibt. Von 2006 bis 2017 wurden in Deutschland pro Halbjahr im Durchschnitt 1,62 Millionen Autos verkauft. 2017 waren es pro Halbjahr 1,72 Millionen Autos. Im ersten Halbjahr 2018 waren es 1,84 Millionen. Im zweiten Halbjahr 2018 werden es nach Berechnungen des CAR-Centers nur noch knapp 1,56 Millionen sein. Und im ersten Halbjahr 2019 wird die Zahl auf 1,545 Millionen sinken.
Der Grund für den Verkaufsrückgang ist die deutlich gesunkene Zahl an Kaufanreizen. Im August 2017 fluteten die Autobauer den Markt mit Abwrack-, Umwelt- und Eintauschprämien. Die Zahl dieser Prämien, diverser Rabatte und anderer Sonderaktionen hatte sich bis einschließlich Juni 2018 auf insgesamt 561 summiert. Im Juli fielen 90 davon weg, was einem Minus von 16 Prozent entspricht. Mit dem Abbau weiterer Anreize ist zu rechnen.
Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Prämien und Sonderaktionen auf die Zahl der Verkäufe einen äußerst starken Einfluss haben. Das extremste Beispiel war die von der Bundesregierung eingeführte Abwrackprämie im Jahr 2009. Im zweiten Halbjahr 2008 wurden nur knapp 1,47 Millionen Autos verkauft. Im ersten Halbjahr 2009, nach Einführung der Abwrackprämie, schossen die Verkaufszahlen auf 2,059 Millionen in die Höhe – eine Steigerung von fast genau 40 Prozent sowie die höchste Zahl von verkauften Autos aller Halbjahre des Untersuchungszeitraums 2006 bis 2018. Nach dem Wegfall der Abwrackprämie fielen die Verkaufszahlen wieder drastisch, zumal der Markt gesättigt war – die Verkaufszahlen in den beiden Halbjahren 2010 betrugen jeweils unter 1,5 Millionen Stück.
„Der Boom der letzten Monate wurde mit hohen Rabatten erkauft“, heißt es in einer Analyse des CAR-Centers. Durch die hohen Verkaufszahlen der vergangenen zwölf Monate sei der Automarkt zu großen Teilen „gesättigt“. Dudenhöffer und sein Co-Autor Karsten Neuberger drücken es plastisch aus: „Auf die Partylaune folgt der Kater.“
Die hohe Zahl an Prämien, Rabatten und Sonderaktionen waren im Zuge des Dieselskandals von VW losgetreten worden. Die Wolfsburger zahlten Neuwagenkäufern für ihre alten Fahrzeuge Abwrackprämien von bis zu 10.000 Euro. Um keine Marktanteile an Volkswagen zu verlieren, hatten sich die anderen Autobauer genötigt gesehen, ihrerseits hohe Anreize zu gewähren.