Die türkische Zentralbank hat ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr deutlich angehoben und der Lira damit einen weiteren Wertverlust beschert. Die Zentralbank in Ankara äußerte am Dienstag die Erwartung, dass die Inflation Ende 2018 bei 13,4 Prozent liegen werde. Bisher war sie von 8,4 Prozent ausgegangen. Die Lira, die ohnehin seit Monaten auf Talfahrt ist, verlor nach der Erklärung 0,6 Prozent ihres Werts und notierte bei 4,9 Lira zum Dollar.
Die Inflation hatte im Juni 15 Prozent erreicht; die Zahlen für Juli werden am Freitag verkündet. Ökonomen sind beunruhigt über den starken Preisanstieg, den dramatischen Wertverlust der Währung und das hohe Außenhandelsdefizit des Landes. Sie dringen auf eine weitere Anhebung der Leitzinsen, doch ist Präsident Recep Tayyip Erdogan ein erklärter Gegner hoher Zinsen. Die Zentralbank entschied vergangene Woche überraschend, die Leitzinsen bei 17,75 Prozent zu halten.
Die Entscheidung verstärkte Sorgen, dass Erdogan künftig die Politik der Zentralbank diktieren werde. Er hatte im Mai mit der Ankündigung für Unruhe gesorgt, im Fall seines Siegs bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 24. Juni die Kontrolle über die Geldpolitik zu verstärken. Ebenfalls für Unruhe sorgte Erdogans Entscheidung, nach seinem Wahlsieg seinen Schwiegersohn Berat Albayrak als Finanz- und Wirtschaftsminister ins Kabinett zu berufen.