Politik

Spekulationen: Russen kaufen Zypern-Banken

In Moskau verhandeln die Zyprioten über eine Rettung ohne EU. Es kursieren Spekulationen, dass die Russen sowohl die Laiki Bank als auch die Zyprische Volksbank gekauft haben sollen.
20.03.2013 13:50
Lesezeit: 2 min

In Moskau verhandelt der zypriotische Finanzminister Michael Sarris  (mehr hier) über eine Rettung der zypriotischen Banken. Dort hat er zur Stunde schon mit seinem russischen Amtskollegen Anton Siluanow sowie Vize-Regierungschef Igor Schuwalow um Finanzhilfe verhandelt.

Es kursieren erste Spekulationen: Verscheidene Medien, darunter der Guardian, berichten, dass die Russen dem Kauf zweier Banken bereits zugestimmt haben sollen. Eine Gruppe von Ivestoren ist an der Zyprischen Volksbank interessiert, die Laiki-Bank soll von der Gazprom-Bank geschluckt werden.

Für die Russen ist das Ganze eine nicht uninteressante Investment-Gelegenheit, weil Zypern strategisch wichtig und rohstoffreich ist. Wer dort die Banken kontrolliert, kontrolliert das Land - wie wir gerade erleben.

Vor allem aber wollen die Russen sicherstellen, dass die Milliarden der Oligarchen vor dem Crash aus Zypern gebracht werden können.

Die Drohung von des Euro-Rettungs-Chef Wolfgang Schäuble, dass die Banken auf Zypern gar nicht mehr geöffnet werden, dürfte die Nervosität bei den Oligarchen steigern: Denn im Crash-Fall würden die russischen Milliarden verloren sein. Aus dieser Perspektive könnte es für die Russen billiger sein, die Banken zu kaufen, das Geld rauszuholen und dann... (naja, das weiß man nicht).

Ein konkretes Ergebnis liegt im Augenblick jedoch noch nicht vor. Sarris kündigte jedoch bereits an, solange in Moskau bleiben zu wollen, bis eine Einigung erzielt werde.

Zypern hatte Russland gebeten, den 2011 gewährten und 2016 fälligen Kredit über 2,5 Milliarden Euro um fünf Jahre zu verlängern. Auch die Raten über 4,5 Prozent sollten gesenkt werden. Daneben habe die Insel, so heißt es weiter, um weitere fünf Milliarden gebeten.

Die Gespräche, erklärt Sarris nach den ersten Zusammentreffen, seien sehr konstruktiv und ehrlich verlaufen. Konkrete Angebote habe es jedoch nicht gegeben. Nun würden die Verhandlungen an einem anderen Ort weitergehen.

Für Andreas Charalamboulis, Direktor für Europaangelegenheiten im zypriotischen Finanzministerium, war Sarris Schritt nur konsequent. Denn Nikosia wolle, neben einer Verlängerung des ursprünglich im Jahr 2016 fälligen Kredits, auch „andere Wege der Finanzierung ausloten, um die Belastung durch diese außergewöhnlichen Maßnahmen zu verringern“, so die Financial Times.

Will Moskau Zypern tatsächlich unter die Arme greifen, bleibt ohnehin nicht viel Spielraum. Denn wie Russland ohne eine Erhöhung der Schuldenlast der Insel genau zu helfen gedenkt, bleibt unklar. Fest steht allerdings, dass mit einem solchen Schritt sowohl die EU als auch der Internationale Währungsfonds dazu veranlasst würden, ihren Vorschlag für ein Zehn-Milliarden-Euro-Rettungspaket zurückzuziehen (mehr hier).

Für Andreas Charalambous ist jedoch genau das unerlässlich. Eine Erweiterung des bestehenden russischen Kredits, zitiert ihn The West, sei von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaft seines Landes. Falls das gelinge, wäre auch der Refinanzierungsbedarf der Wirtschaft überschaubar. „Es gibt jedoch noch andere Optionen, die der Minister mit der russischen Regierung und Investoren - neben unseren Ambitionen über die Verlängerung des Darlehens - diskutieren will. Wir werden sehen, ob es potenzielle Interesse für weitere Investitionen gibt“, so Charalambous weiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Coronavirus Wuhan-Labor: BND kannte unbequeme Wahrheit zum Ursprung der Pandemie
12.03.2025

Jahrelang als Verschwörung abgetan, jetzt wahrscheinlich: Hat ein Laborunfall die Corona-Pandemie ausgelöst? Der BND geht seit fünf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chemiebranche kämpft mit hohen Kosten – Hoffnung auf die Bundesregierung
12.03.2025

Hohe Energiepreise und eine schwache Konjunktur setzen der Chemieindustrie zu. Während die Pharmabranche wächst, bleibt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsunfähigkeit: Geldprämie anstatt Krankmeldung? Unternehmen verlost Anwesenheitsprämie
12.03.2025

Arbeitgeber beklagen Milliardenkosten durch Krankschreibungen: Um Fehlzeiten zu reduzieren, greifen manche Unternehmen zu Maßnahmen wie...

DWN
Politik
Politik Stoppt Karlsruhe noch das Finanzpaket von CDU/SPD?
12.03.2025

Union und SPD wollen noch im alten Bundestag milliardenschwere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur beschließen. Doch mehrere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Prognose: Verdeckte Hinweise auf ein Rekordjahr
12.03.2025

Rheinmetall gibt sich in seiner offiziellen Prognose für 2025 zurückhaltend – doch zwischen den Zeilen zeigt sich ein anderes Bild. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Immobilieninvestoren: Ist es sinnvoll, ein Aktienportfolio zu hebeln?
12.03.2025

Immobilieninvestoren nutzen häufig Fremdkapital, um die Rendite zu steigern. Macht der Einsatz eines Hebels auch bei Aktien Sinn?

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Batteriehersteller Northvolt pleite: Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
12.03.2025

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat Insolvenz angemeldet – mit unklaren Folgen für sein Milliardenprojekt in...

DWN
Immobilien
Immobilien SOS Energetische Sanierung: Bei Wohnimmobilien geht zu viel Energie verloren
12.03.2025

Es gibt einen massiven Sanierungsbedarf im deutschen Wohnmarkt: Der „Sanierungsstau“ wird durch die stark gestiegenen Baukosten und dem...