Finanzen

Türkei: Kurs der Lira bricht massiv ein

Der Kurs der türkischen Lira ist gegenüber Euro und Dollar schwer eingebrochen.
06.08.2018 16:24
Lesezeit: 1 min

Der Kurs der türkischen Lira ist gegenüber Euro und Dollar am Montag massiv eingebrochen. Inzwischen müssen für einen Euro rund 6,07 Lira und für einen Dollar rund 5,27 Lira bezahlt werden. Vor 12 Monaten betrugen die Kurse noch etwa 3 beziehungsweise 3,50 Lira.

Auch die türkischen Anleihen standen unter Druck. Die Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren stieg auf fast 20 Prozent, wie Bloomberg berichtet. Laut einem in Istanbul ansässigen Händler seien die fehlende Liquidität auf dem Lira-Markt und die hohe Dollar-Stärke einander verstärkende Bewegungen, die zu der Situation geführt hätten.

Die türkische Zentralbank hat am Montag die Mindest-Einlagereserve für die im Land operierenden Banken von 45 Prozent auf 40 Prozent gesenkt. Rund 2,2 Milliarden Dollar an Liquidität sollen auf diese Weise freigeworden sein.

„Die Zins- und Währungsmärkte sind praktisch zerbrochen und werden von Irrationalität, Illiquidität und Einseitigkeit dominiert“, wird ein Analyst der französischen Großbank Société Générale zitiert. „Die Situation wird noch schlimmer aufgrund des diplomatischen Gefechts mit den USA, bei dem keine Signale der Entspannung zu sehen sind.“

Der Hauptgrund für die seit Monaten anhaltenden Kursverluste der Lira stellt die geldpolitische Normalisierung der US-Zentralbank Federal Reserve dar. Deren Zinsanhebungen führen tendenziell zu einer Aufwertung des Dollar gegenüber Währungen, deren Zentralbanken keine Leitzins-Erhöhungen durchführen.

Ein stärkerer Dollar jedoch führt einerseits zu einem verstärkten Abzug globaler Liquidität in den Dollar-Währungsraum und verteuert andererseits Schulden, welche andere Länder in der US-Währung aufgenommen haben.

Die Türkei ist besonders vom erstarkenden Dollar betroffen, weil ihre Unternehmen in den vergangenen Jahren vergleichsweise viel neue Dollar-Schulden aufgenommen hatten. Zudem verzeichnet das Land nicht nur ein Haushaltsdefizit, sondern auch eines der größten Handelsdefizite der entwickelten Industriestaaten. Zudem versäumte es die Zentralbank in den vergangenen Monaten mehrfach, die Leitzinsen anzuheben, obwohl die offizielle Inflationsrate inzwischen die Marke von 15 Prozent überschritten hat, was die Inflation bei importierten Gütern wiederum antreibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...