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Mittelstand unterschätzt Chancen und Gefahren bei Daten

Lesezeit: 2 min
13.08.2018 02:17
Der deutsche Mittelstand nutzt das Potential von Big Data nur in Ansätzen und vernachlässigt es, notwendige Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.

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Das ist das Ergebnis der Studie „Der Rohstoff des 21. Jahrhunderts: Big Data, Smart Data – Lost Data?“, die das Marktforschungsinstitut Kantar TNS im Auftrag der Commerzbank erstellt hat. „Wir befinden uns offenbar in einem Evolutionsprozess. Das Thema ist im Grunde genommen erkannt. Aber die Möglichkeiten, die mit Big Data erreicht werden können, werden noch unterschätzt“, sagte der Leiter des Bereichs Firmenkunden der Commerzbank, Michael Reuther, den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Die bundesweite Führungskräfte-Befragung bei 2000 Unternehmen ergab, dass 81 Prozent der Mittelständler das Erheben von großen Mengen an digitalem Datenmaterial als wichtig für ihr Geschäft ansehen, 67 Prozent der Meinung sind, dass es durch Big Data innerhalb der nächsten fünf Jahre zu Umbrüchen in ihrem Geschäftsbereich kommen wird, und nur drei Prozent glauben, dass Big Data keine Relevanz hat. Eine regelmäßige Erhebung digitaler Daten nehmen allerdings nur rund zwei Drittel der Unternehmen vor. Und lediglich die Hälfte der Unternehmen erhebt digitale Daten, die nichts mit der internen Situation zu tun haben (zum Beispiel Lagerbestand oder Finanzen), sondern sich auf die Kunden, den Markt beziehungsweise das Marktumfeld beziehen.

Die Mehrheit der Mittelständler beschränkt sich bei der Datenerhebung auf nur wenige Unternehmensbereiche. Eine breite Datenerhebung in vielen unterschiedlichen Bereichen nehmen lediglich 18 Prozent der Unternehmen vor. Davon zieht jedoch mehr als die Hälfte (10 Prozent) aus den erhobenen Daten nur wenig Nutzen, weil sie es unterlässt, die Daten systematisch zu erfassen und zu analysieren (die Studien-Autoren bezeichnen diese Unternehmen als „Massen-Daten-Sammler“). Echten Nutzen aus den von ihnen erhobenen Daten ziehen nur acht Prozent der Unternehmen („Smart-Daten-Nutzer“), weil sie die Daten einer systematischen Erfassung und Analyse zukommen lassen und sie anschließend dementsprechend strukturieren („Big Data Analytics“). Rund zwei Drittel der Mittelständler geben an, die Big Data Analytics-Technologie noch nicht bewerten zu können. Drei Prozent halten sie für irrelevant. Dabei sind diese Daten besonders wertvoll. Mithilfe ihrer Auswertung können Firmen das Risiko, Dienstleistungen oder Produkte auf den Markt zu bringen, für die es keine Nachfrage gibt, erheblich verringern, beziehungsweise die Chance, marktgerechte Dienstleistungen oder Produkte anzubieten, stark erhöhen.

Oft scheitert eine systematische Auswertung der Daten daran, dass diese in vielen Unternehmen „Chefsache“ ist. Die Unternehmensspitze ist  jedoch in aller Regel mit dieser Aufgabe überfordert, zum einen, weil ihr die Zeit zu einer systematischen Analyse fehlt, zum anderen, weil sie nicht über die notwendigen fachlichen Kenntnisse verfügt. Insgesamt werden bei weniger als einem Drittel der Unternehmen die Daten von Spezialisten ausgewertet. Externe Experten werden sogar nur von jedem zehnten Mittelständler zurate gezogen.

Die von den Unternehmen getroffenen Schutzmaßnahmen gegen Computerkriminalität bewerten die Autoren der Studie als in vielerlei Hinsicht unzureichend. Zwar sei dem Mittelstand Cypercrime – zum Beispiel das Ausspähen und Abfangen von Daten, Computersabotage, Phishing (der Versuch, über gefälschte Nachrichten an persönliche Informationen wie PIN-Nummern zu gelangen) sowie digitale Erpressung (zum Beispiel die Drohung, die gesamte Software eines Unternehmens lahmzulegen, wenn kein Lösegeld gezahlt wird) – im Prinzip bekannt, doch sei „das Gefährdungsbewusstsein bislang schwach ausgeprägt“, und die Verantwortlichen müssten aufpassen, „die Augen nicht zu verschließen“. Es würden häufig „nur technische Sicherheitslücken gestopft“, weil davon ausgegangen werde, dass die größte Gefahr von Viren, Trojanern und Hackern ausgeht. Eine gezielte Täuschung beziehungsweise Manipulation von Mitarbeitern werde von der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen dagegen als unwahrscheinlich erachtet, obwohl Experten gerade dies für die weitaus größere Gefahr halten. Ein Drittel der Unternehmen betrachtet es darüber hinaus für unwahrscheinlich, dass es zum Diebstahl von Kundendaten kommen könnte, und gezielte Sabotage halten sogar zwei Drittel für unrealistisch – dementsprechend wenig Wert legen sie auf ausreichende Sicherheitsmaßnahen.

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