Die Preise für wichtige Industrierohstoffe fallen derzeit deutlich. Der Preis für eine Tonne Kupfer ist seit Anfang Juni von etwa 7.250 Dollar auf aktuell unter 6.000 Dollar gesunken. Weil Kupfer in zahlreichen Warengruppen und Industriesektoren Verwendung findet, wird der Preisentwicklung eine Anzeigefunktion für die Weltwirtschaft zugeschrieben.
Auch andere wichtige Industrierohstoffe verbilligen sich derzeit. Aluminium liegt auf Sicht der vergangenen 3 Monate mit 11 Prozent im Minus, Nickel mit rund 7 Prozent, Zink mit rund 20 Prozent und Zinn mit rund 9 Prozent während der Preis für Eisenerz im selben Zeitraum stagnierte. Der Bloomberg Commodity Index hat seit seinem letzten Höchststand im Mai rund 9 Prozent verloren.
Der Finanzblog Knowledge Leaders Capital erkennt in den sich seit Frühling abschwächenden Rohstoffpreisen einen Hinweis auf eine Abschwächung des Welthandels und synonym dazu auf eine gestiegene Chance, dass es im kommenden Jahr zu einer Rezession in der Weltwirtschaft kommen könnte: „Bevor sich eine Rezession anbahnt, sinken die Rohstoffpreise. Und genau das passiert jetzt. Wenn der Welthandel zurückgeht und die Rohstoffpreise sinken, finden an den Aktienmärkten von Rohstoffexporteuren Abverkäufe statt. Und dies lässt sich derzeit in den Schwellenländern außerhalb Asiens beobachten.“
Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass sich der Welthandel seit Anfang des Jahres deutlich eingetrübt hat. Zudem würde die Investitionstätigkeit durch den derzeit laufenden Handelskrieg zwischen den USA und China gehemmt. „Der Indikator der OECD für die Weltwirtschaft erreichte im Januar seinen Höhepunkt und sank seitdem. Im Mai und im Juni wurde die Trendlinie nach unten durchbrochen. Das Wachstum des Welthandelsvolumens erreichte im Januar mit rund 6 Prozent ebenfalls einen Höchststand aber halbierte sich seitdem auf 3 Prozent, wie das Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis.“
Ein wichtiger Grund, welcher ebenfalls zum Ausbruch einer Rezession beitragen kann, ist die Anhebung des Zinsniveaus durch die US-Zentralbank Federal Reserve. Diese Anhebung führt tendenziell zu einer Aufwertung des Dollar und einem Rückfluss von Liquidität in den Dollar-Raum, weil dort höhere Anlagezinsen Investoren anlocken. Beobachter befürchten inzwischen eine sogenannte „Dollar-Knappheit“. Da Unternehmen weltweit in den vergangenen Jahren neue Schulden in Dollar aufgenommen hatten, bekommen viele von ihnen nun Probleme, ihre Verpflichtungen angesichts des stärkeren Dollars zu begleichen.
„Es scheint so, dass die Welt bald ihre siebente Dollar-Knappheit seit dem Jahr 1973 erfährt. Schon jetzt geht des den üblichen Verdächtigen – Argentinien, Brasilien, Türkei, Südafrika – nicht mehr gut. Der US-Aktienmarkt übertrumpft alle anderen Aktienmärkte – ein klares Zeichen dafür, dass es zu einer Dollar-Knappheit außerhalb der USA kommt“, schreibt Knowledge Leaders Capital.
Über 200 Milliarden Dollar an Dollar-Schulden werden Unternehmen und Regierungen in den Schwellenländern im laufenden Jahr begleichen müssen. Im kommenden Jahr sind es rund 500 Milliarden Dollar. Bis 2025 sind es rund 2,7 Billionen Dollar, schreibt das Wallstreet Journal.
„Ein Land wie die Türkei kann seine eigene Währung zwar massiv abwerten und damit die Schuldenlast in der Landeswährung Lira verringern, aber das funktioniert nicht mit Fremdwährungsschulden. Im Gegenteil: diese werden dann noch schwerer zu bedienen. So kommt es zu einem Teufelskreis: Weil die Bedinung der Schulden schwieriger wird, steigt das Ausfallrisiko bei den Schuldnern an und potentielle Investoren bleiben weg, was zu noch mehr Kapitalabflüssen führt und es nahezu unmöglich macht die Schulden zu bedienen oder zu refinanzieren. Es kommt zu einem Rennen hin zum Zahlungsausfall“, schreibt der Finanzblog Wolfstreet.