Die Europäische Zentralbank erkennt Anzeichen für eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone im laufenden Jahr. Ihre Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung hat sie auf ihrem Treffen in Frankfurt folglich heruntergestuft.
Für dieses Jahr rechnet sie mit einem Wachstum von 2,0 Prozent - zuvor waren es 2,1 Prozent gewesen. Im kommenden Jahr wird die Wirtschaft in den 19 Staaten mit der gemeinsamen Währung demnach um 1,8 Prozent wachsen, 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang erwartet.
Ein Hauptgrund für die Abschwächung des Wachstums sei ein Rückgang der Nachfrage in Märkten außerhalb der Eurozone – etwa in der Türkei oder in Großbritannien. Zuletzt hatte etwa die deutsche Industrie deutliche Produktions- und Auftragsrückgänge verzeichnet.
„Wir denken schon seit Monaten, dass es etwas komisch ist, dass die EZB offiziell immer noch davon sprach, dass die Risiken derzeit ausbalanciert seien – zu einer Zeit, als jede andere Institution schon mit einer Abschwächung rechnete“, wird ein Analyst der Großbank AMN Amro von Bloomberg zitiert. „Angesichts der Tatsache, dass es die EZB bislang vermied, von einer Abschwächung zu sprechen wäre es überraschend, wenn sie es jetzt täte – obwohl es gerechtfertigt wäre.“
Die Zentralbank steuert zudem auf das Ende ihrer vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe zu. Sie beschloss am Donnerstag in Frankfurt, die Transaktionen ab Oktober auf 15 Milliarden Euro je Monat zu halbieren. Zum Jahresende sollen sie dann ganz eingestellt werden, sofern die Konjunktur weiter mitspielt. Allerdings sollen auch nach dem Ende der eigentlichen Käufe Einnahmen aus fällig werdenden Titeln re-investiert werden.
Der Hauptzweck der Anleihekäufe besteht darin, die Finanzierungskosten für die Eurostaaten zu drücken. Eine mögliche deutliche Abschwächung der Wirtschaftsleistung könnte jedoch den Stimmen Rückhalt geben, welche sich für eine Fortsetzung des Kaufprogramms aussprechen.
Zuletzt hatte es vermehrt Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstums der Weltwirtschaft gegeben.