Politik

Merz will festen Platz für „nationale Identität“ in der CDU

Friedrich Merz und Jens Spahn haben sich erstmals zu ihren politischen Ansätzen geäußert.
31.10.2018 16:53
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Friedrich Merz hat die Kandidatur für den CDU-Vorsitz mit dem Wunsch nach einem Aufbruch begründet und indirekt die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert. «Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Wählerinnen und Wähler aus Frust (...) über die etablierten Parteien populistischen Bewegungen anschließen», sagte Merz am Mittwoch mit Blick auf die AfD in der Bundespressekonferenz in Berlin. Er sei aber überzeugt, dass er im Falle seines Sieges mit der Kanzlerin zusammenarbeiten kann. «Ich bin der festen Überzeugung, dass Angela Merkel und ich miteinander unter diesen veränderten Bedingungen auskommen und klarkommen werden.»

Merz betonte: «Die CDU muss sich Klarheit verschaffen über ihren Markenkern.» Die größten Herausforderungen seien Migration, Globalisierung, Klimawandel und die Digitalisierung. «Wir brauchen Aufbruch und Erneuerung. Aber wir brauchen keinen Umsturz.» Merz sagte, «nationale Identität und traditionelle Werte müssen einen festen Platz haben» in der Politik der CDU.

Im Hinblick auf die Außenpolitik sagte Merz: «Ich bin überzeugter Europäer und Transatlantiker». Die wichtigsten Verbündeten seien für ihn die «Demokratien des Westens». Er fordert er deutsche Antwort auf die EU-Reformvorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Kritik an seiner bisherigen Aufsichtsratstätigkeit für den Vermögensverwalter Blackrock in Deutschland wies der Sauerländer zurück. Blackrock sei keine «Heuschrecke», sondern verwalte treuhänderisch Einlagen von Hunderttausenden privaten Kunden. Er sehe «keinerlei Konfliktlage». Er beaufsichtige diese Firma in Deutschland, aber führe sie nicht.

An der Tätigkeit für Blackrock und in der Wirtschaft gibt es Kritik. Die Organisation LobbyControl sprach laut dpa von einem «wirtschaftsliberalen Politprofi und Lobbyisten», der gerne zwischen den Welten der Politik und der Wirtschaft wandere. «Angesichts der Vita von Friedrich Merz und seinen vielen Jobs und Lobbytätigkeiten in der Wirtschaft sind Interessenkonflikte fast schon vorprogrammiert.» Mit Blick auf sein Ausscheiden aus dem Bundestag 2009 sagte Merz, dass er ja kein ganz unbeschriebenes Blatt sei. «Also diejenigen, die heute 20 sind, waren damals 10. Dass die 20-Jährigen mich nicht mehr kennen, das weiß ich. Aber die 30-Jährigen wissen sich gut zu erinnern», so Merz. «Und die anderen werden mich auch noch kennenlernen.»

Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich ebenfalls inhaltlich positioniert - mit deutlicher Kritik an der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel. Spahn, der sich um die Nachfolge Merkels als CDU-Vorsitzender bemüht, schrieb in einem Gastbeitrag für die FAZ, die Flüchtlings- und Migrationspolitik sei der wichtigste Grund, warum seine Partei stark an Vertrauen verloren habe. Die Flüchtlingspolitik sei der «weiße Elefant im Raum».

Damit brachte sich Spahn auch im Rennen um den CDU-Vorsitz gegen die Mitbewerber Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz in Position. Spahn schrieb weiter: «Entgegen mancher Beschwichtigungen ist noch nicht alles wieder im Lot.» Deutschland «erfährt weiterhin eine jährliche ungeordnete, überwiegend männliche Zuwanderung in einer Größenordnung von Städten wie Kassel oder Rostock». Lange versprochene Lösungen für den Schutz der EU-Außengrenzen, die Verteilung und Integration der Migranten stünden noch immer aus.

CDU und CSU müssten die «alte Schlacht» über die Flüchtlingspolitik und die Entscheidung von 2015 hinter sich lassen. Nur so könne die Union wieder «zu alter Stärke und Einheit zurückkehren», schreibt Spahn. Die Flüchtlingspolitik drohe zur «Agenda 2010» der Union zu werden, wenn es nicht gelinge, diese Debatte zu beenden. Es geht laut Spahn nicht darum, die CDU nach der Ära Merkel nach «rechts» zu rücken. Es gehe vielmehr um «gesunden Menschenverstand», bürgerliche Werte und Ehrlichkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...