Politik

Merz könnte Minister werden, würde bei BlackRock aussteigen

Der bei der Wahl zum CDU-Parteivorsitz knapp unterlegene Bewerber Friedrich Merz hat seine Bereitschaft bekräftigt, ganz in die Politik zurückzukehren.
19.12.2018 01:36
Lesezeit: 2 min

"Ich habe mein Angebot noch einmal erneuert, wirklich mit ganzer Kraft in die Politik zu gehen und dafür auch meine bisherige berufliche Tätigkeit aufzugeben", sagte Merz der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochsausgabe).

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, ein Amt als Bundesminister zu übernehmen, antwortete der frühere Unionsfraktionschef: "Ein solches Amt würde ich mir aufgrund meiner Erfahrung in der Wirtschaft und Politik zutrauen." Die Entscheidung liege aber nicht in seiner Hand, sondern sei "Sache der Kanzlerin". Das Verhältnis zwischen Merz und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt als angespannt.

Merz bestätigte, mit der neuen CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer darüber gesprochen zu haben, wie seine Einbindung in die CDU möglich wäre. Es sei ein "sehr gutes, vertrauensvolles" Gespräch gewesen, über dessen Inhalt jedoch Vertraulichkeit vereinbart worden sei.

Merz wies Berichte zurück, er sei bei seiner Rede auf dem Hamburger Parteitag am 7. Dezember benachteiligt worden. Unter anderem hatte es Gerüchte gegeben, das Mikrofon sei leiser gedreht worden, während Merz seine Bewerbungsrede für den Vorsitz hielt. Außerdem hatte es Mutmaßungen gegeben, die Scheinwerfer seien zu heiß gewesen. Er könne mit diesen Gerüchten "gar nichts anfangen", sagte Merz der "FAZ". "Der Wettbewerb um den CDU-Vorsitz war fair."

Der frühere Unionsfraktionschef gestand ein, dass sein Auftritt Schwächen gehabt habe. "Aus der Rückschau betrachtet, hätte ich freier sprechen sollen - es lag aber sicher auch an meiner Tagesform, dass die Inhalte nicht optimal rübergekommen sind." Inhaltlich würde er jedoch "heute nichts anderes" sagen.

Eine Einbindung von Merz wird insbesondere von den konservativen und wirtschaftsnahen Flügeln der CDU gefordert. Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger, warnte erneut davor, Merz zu übergehen. "Ich freue mich, dass sich Friedrich Merz weiter aktiv einbringen will", sagt Steiger der Düsseldorfer "Rheinischen Post"(Mittwochsausgabe).

Bundesregierung und Parteispitze sollten Merz klug einbinden. "Über 48 Prozent der Delegierten und die breite Zustimmung der Parteibasis für Friedrich Merz in den vergangenen Wochen bei Regionalkonferenzen und Basisabstimmungen zu übergehen, hätte fatale Folgen", sagte Steiger. "Diese engagierten Mitglieder muss die CDU dringend einbinden, wenn sie die schweren Wahlen im Frühjahr gewinnen will."

Allerdings sehen viele Deutsche ein Ministeramt für Merz mit Skepsis. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA für die "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe) sind 40 Prozent der Befragten dagegen, dass Merz zum aktuellen Zeitpunkt Bundesminister wird. Nur ein Viertel (25 Prozent) befürwortet ein Ministeramt für den 63-Jährigen. Bei den Unions-Wählern sind 41 Prozent der Meinung, dass Merz Bundesminister werden sollte. 32 Prozent sind dagegen. Die übrigen Befragten haben keine klare Meinung oder machen keine Angabe.

Für den INSA-Meinungstrend wurden vom 13. bis zum 17. Dezember 2077 Menschen befragt. Die maximale statistische Fehlertoleranz liegt den Angaben zufolge bei 2,5 Prozentpunkten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...