Der deutsche Mittelstand kann einer möglichen Abschwächung der Konjunktur mit Zuversicht entgegensehen. Das Sachanlagevermögen der Unternehmen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, die Eigenkapitalbestände sind hoch. Darüber hinaus sind die Firmen größtenteils solide finanziert, das heißt, über 80 Prozent der von ihnen aufgenommenen Kredite verfügen über eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren, so dass sich die erwartete Zinswende – Marktbeobachter erwarten, dass die EZB im Sommer die Leitzinsen erhöhen wird – nur langsam in ihren Bilanzen niederschlagen wird. Experten gehen davon aus, dass ein Zinsanstieg um zwei Prozent die Umsatzrendite um gerade einmal 0,1 Prozent sinken lassen würde.
Nach einer Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) wird sich der Großteil der Indikatoren im Jahr 2019 verbessern. So werden die Eigenkapitalquote von 39,1 Prozent (2018) auf 39,5 Prozent (2019) und das Umsatzwachstum von 4,9 Prozent auf 5,3 Prozent steigen. Auch die Anlageneffizienz (der pro Euro Sachanlage erzielte Umsatz) wird sich erhöhen, und zwar von 2,21 Euro auf 2,25 Euro. Das Gleiche gilt für den Rohgewinn pro Mitarbeiter (39.800 Euro versus 40.400 Euro), während die Personalproduktivität, also der pro Euro Personalaufwand erzielte Umsatz, mit 4,20 Euro gleichbleibt. Zurückgehen wird allerdings die Umsatzrendite, und zwar von 6,0 Prozent auf 5,8 Prozent.
Dass sich die Konjunktur etwas verschlechtern wird, gilt für die Mehrheit der Analysten als ausgemacht. Hauptfaktoren dafür sind – neben der oben bereits angesprochenen Zinserhöhung – die Probleme der Automobil-Industrie (nachlassende Nachfrage nach Neuwagen sowie hohe Kosten durch Umstellung auf Elektromobilität und durch die notwendige Forschung im Bereich autonomes Fahren), ein Nachlassen der Nachfrage aus China sowie die allgemeine Unsicherheit, die durch US-Strafzölle, einen amerikanisch-chinesischen Handelskrieg sowie den Brexit ausgelöst werden.
Der Mittelstand zeigt sich dann auch bei weitem nicht mehr so optimistisch wie Ende 2017, als 41,3 Prozent der vom DSGV Befragten die Geschäftslage für 2018 besser einschätzte als die Geschäftslage im Jahr 2017 (55,7 Prozent glaubten an keine Veränderung, 2,7 Prozent an eine Verschlechterung). Bei der kürzlich (Ende 2018) durchgeführten Umfrage glaubten gerade mal 4,3 Prozent an eine Verbesserung im Jahr 2019 (83,3 Prozent glaubten an keine Veränderung, 12,4 Prozent an eine Verschlechterung).
Tatsache bleibt jedoch, dass sich ein Abschwung der Konjunktur von einem gegenwärtig sehr hohen Niveau aus vollziehen würde. Der deutsche Mittelstand ist auf diesen Abschwung vorbereitet – er hat in den vergangenen Jahren hervorragend gewirtschaftet.