Politik

Italien stellt sich gegen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat

Italien will nicht, dass Deutschland einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhält.
25.01.2019 23:11
Lesezeit: 1 min

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat schwere Vorwürfe gegen die EU-Partner Deutschland und Frankreich erhoben und Widerstand gegen einen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat signalisiert. "Sie denken nur an ihre nationalen Interessen", sagte Conte der Zeitung "Corriere della Sera" mit Blick auf den kürzlich von Deutschland und Frankreich unterzeichneten Aachener Vertrag. Darin wird das Ziel formuliert, dass die Bundesrepublik ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat wird. "Sie machen sich über uns lustig", kritisierte Conte. Der parteilose Politiker steht der Koalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega vor.

Deutschland und Frankreich bedienten sich hohler pro-europäischer Phrasen, verfolgten aber eigentlich nur ihre eigenen Ziele in der Einwanderungs- und Industriepolitik, sagte Conte. Mit Blick auf einen deutschen UN-Sitz erklärte er, es habe bereits Anfang der 1990er Jahre ein breites Übereinkommen darüber gegeben, dass die gesamte EU ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat werden solle - und nicht Deutschland allein. Italien werde nicht "still am Tisch sitzen, um Entscheidungen zu unterschreiben, die andere getroffen haben", so Conte. "Warum sollte ich an einem Gipfel teilnehmen, wenn sie schon alles entschieden haben?"

Deutschland und Frankreich hatten am Dienstag in Aachen einen neuen Freundschaftsvertrag unterzeichnet und streben unter anderem die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraums an. Sie vereinbarten zudem eine engere Zusammenarbeit in einer Reihe von Politikfeldern.

"Wir müssen diese Dinge laut aussprechen", sagte Conte. "Wenn wir nicht einschreiten, tragen wir die historische Verantwortung dafür, nicht das Wort ergriffen zu haben." Vielleicht müssten sich alle offener äußern und sagen, dass Europa derzeit "etwas nackt" dastehe. "Leere Europa-Rhetorik reicht nicht mehr aus." Conte zeigte sich mit Blick auf Zustimmungswerte für seine Koalition in Umfragen von rund 60 Prozent selbstbewusst: Keine Regierung in Europa habe innenpolitisch mehr Unterstützung, sagte Conte. Er werde deshalb in Europa nicht die Rolle des "armen Verwandten" spielen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...