Technologie

Streit zwischen Amerikas Technologie-Konzernen eskaliert

Lesezeit: 2 min
01.02.2019 17:41
Apple hat für Facebook und Google den Zugang zu wichtigen App-Entwicklungstools gesperrt. Der iPhone-Hersteller wirft den beiden Datengiganten vor, die Privatsphäre von Nutzern ausgespäht zu haben.

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Am Donnerstag hat Apple Google den Zugang zu wichtigen App-Entwicklungstools vorübergehend gesperrt. Nur 24 Stunden zuvor hatte der iPhone-Hersteller die gleiche Strafe auch gegen Facebook verhängt. Als Grund für das harte Vorgehen wurden Verstöße gegen die Regeln von Apple im Hinblick auf den Datenschutz genannt.

Laut einem Bericht von Bloomberg war den Google-Mitarbeitern der Zugriff auf Testversionen ihrer iPhone-Apps gesperrt worden. Auch konnten sie eigene Apps zur Verkehrsplanung und Lebensmittelbestellung nicht mehr nutzen. Zudem waren die Sicherheitswarnungen offenbar eingeschränkt.

Erst nach mehreren Stunden stellte Apple den Zugang für die Google-Mitarbeiter wieder her. Zuvor hatte der iPhone-Hersteller auch die Zugänge für Facebook nach 24 Stunden wiederhergestellt.

Apple bietet ein Unternehmenszertifikat an, mit dessen Hilfe einige Unternehmen mit iPhone-Apps arbeiten können, ohne den üblichen App-Überprüfungsprozess durchlaufen zu müssen. Doch Facebook und Google nutzten dies offenbar, um Daten zu Benutzeraktivitäten für interne Untersuchungen zu sammeln.

Nachdem TechCrunch diese Woche über das Ausspähen berichtet hatte, stoppten beide Unternehmen die Aktivitäten. Apple sagte, dass Facebook gegen seine Regeln verstoßen habe und sperrte das Zertifikat des Social-Media-Unternehmens bis Donnerstag. Am Donnerstag wurde dann auch Google bestraft.

Google und Facebook benötigen die Unternehmenszertifikate, um die iPhone-Versionen der von ihnen erstellten Apps zu testen. Dies ist der wichtigste Teil Entwicklungsarbeit der Unternehmen. Von den unzulässigen Aktivitäten sind keine öffentlichen Versionen der Apps betroffen.

Apple bemüht sich mit dem harten Vorgehen gegen Google und Facebook darum, sein Unternehmensprofil zu schärfen, wobei nicht der Verkauf von Werbung und das Sammeln von Daten zum Geschäft gehören, wohl aber der Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer.

Doch Apples Vorgehen ist auch riskant. Denn wenn beliebte Apps wie etwa Facebooks Instagram und Google Maps auf den iPhones nicht auf dem neuesten Stand sind, so wechseln die iPhone-Nutzer möglicherweise zu Android-Handys.

Google und Facebook hätten die Probleme wahrscheinlich vermeiden können, wenn ihre Apps zum Datensammeln an andere Zertifikate und Konten gebunden gewesen wären, als an jene, die das Unternehmen zum Testen von Anwendungen im App Store und zum Ausführen eigener Unternehmensvorgänge verwendet.

Google zahlt jedes Jahr Milliardenbeträge an Apple, damit Google die standardmäßige Suchmaschine für den Safari-Webbrowser auf iPhones, iPads und Macs zu sein. Es ist nicht klar, wie sich dies auf den Deal auswirken wird, wenn Erneuerungsgespräche beginnen.

Beim Ausspähen seiner Testnutzer war Facebook übergriffiger als Google. Die Entwickler des sozialen Netzwerks hatten viel mehr Einblick in den Datenverkehr auf den Telefonen der Benutzer. Zudem überwachte Facebook auch Jugendliche und zahlte ihnen 20 Dollar pro Monat, wenn sie sich mit Zustimmung der Eltern dafür anmeldeten.

Trotz der Unterschiede bei den ausgespähten Daten haben Facebook und Google eindeutig gegen Apples Regeln verstoßen, sagte Paulo Andrade, ein Softwareentwickler, der Apps für Apple-Betriebssysteme entwickelt. Kleinere Entwickler müssten sich auch an die strengen Regeln von Apple halten, da sei es ermutigend, das nun auch die großen Technologie-Firmen Konsequenzen spüren.


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