Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Mittwochabend in den russischen Medien, sein Land sei militärisch bereit für eine Krise vergleichbar mit der Kubakrise im Jahr 1962, wenn die USA dies wünschten. Er drohte damit, Schiffe oder U-Boote in der Nähe der amerikanischen Territorialgewässer mit nuklearen Überschallraketen auszurüsten.
Die kubanische Raketenkrise brach im Jahr 1962 aus. Als Reaktion auf einen US-Raketeneinsatz in der Türkei schickte die Sowjetunion damals ballistische Raketen nach Kuba. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Supermächten brachte die Welt an den Rand eines Atomkriegs.
Nach mehr als fünf Jahrzehnten steigen die Spannungen nun erneut. Hintergrund sind Befürchtungen Russlands, die USA könnten nukleare Raketen mit mittlerer Reichweite in Europa stationieren, da ein wichtiger Waffenkontrollvertrag aus der Zeit des Kalten Krieges ausläuft.
Bereits zuvor hatte Präsident Putin die USA gewarnt, dass sein Land jeden Schritt der Amerikaner, neue Raketen näher an die russischen Grenzen zu verlagern, durch die Stationierung eigener Raketen näher an den USA oder durch schnellere Raketen unterstützen wird.
Nun hat Putin diese Warnung zum ersten Mal ausführlicher beschrieben. Er sagte, Russland könne auf Schiffen und U-Booten Überschall-Raketen außerhalb der amerikanischen Hoheitsgewässer in Stellung bringen, falls Washington in Europa nukleare Mittelstreckenraketen stationiert.
„(Wir reden hier über) Marine-Lieferfahrzeuge: U-Boote oder Oberflächenschiffe. Und wir können sie angesichts der Geschwindigkeit und Reichweite (unserer Raketen) in neutralen Gewässern einsetzen. Außerdem sind sie nicht stationär, sie bewegen sich und sie werden sie finden müssen“, zitiert Reuters aus einer Kreml-Abschrift der Worte Putins.
"Rechnen Sie es aus: Mach neun (Die Geschwindigkeit der Raketen/ Anm. d. Redaktion) und über 1.000 km (Die Reichweite/ Anm. der Redaktion)."
Das US-Außenministerium hatte Putins frühere Warnung als Propaganda abgetan. Moskau wolle damit die Aufmerksamkeit von seinen eigenen Verstößen gegen den Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme (INF) ablenken.
Der INF-Pakt verbietet Russland und den USA die Stationierung von landgestützten Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa. Washington gab am 1. Februar bekannt, dass es innerhalb von sechs Monaten vom Vertrag zurücktreten wird, wenn Moskau seine Verstöße nicht beende.
Putin sagte, er wolle kein Wettrüsten. Er habe aber keine andere Wahl, als aufzurüsten, wenn Washington neue Raketen in Europa stationiere, von denen einige sagten, dass sie Moskau innerhalb von 10 bis 12 Minuten treffen könnten.
Die USA verfügen derzeit nicht über bodengestützte nukleare Raketen mit mittlerer Reichweite, die sie in Europa stationieren könnten. Doch wenn der INF-Vertrag zusammenbricht, könnten die Amerikaner solche Waffen entwickeln und einsetzen.
Putin sagte, dass seine Reaktion auf einen solchen Schritt würde bedeuten, dass Russland die USA vom Wasser aus schneller treffen könnte, als in Europa stationierte US-Raketen Moskau treffen könnten, weil die Flugzeit kürzer sein würde. „Es wäre nicht zu ihren Gunsten, zumindest nach heutigem Stand, das ist sicher", so Putin.
Zwar seien die Beziehungen zwischen Moskau und Washington derzeit angespannt, doch dies seien nicht mit der Kubakrise vergleichbar. Er wolle die Konfrontation auch nicht auf diese Niveau bringen, sagte Putin. „Wenn jemand das will, dann sollen sie es tun. Ich habe heute dargelegt, was das bedeuten würde. Lass sie zählen (die Flugzeiten der Raketen). “
Unabhängig davon sagte Washington am Donnerstag, dass es einen Beobachtungsflug über Russland im Rahmen des Open-Skies-Vertrags durchführt, dem ersten seit 2017. In einer Erklärung sagte das Pentagon, ein unbewaffnetes OC-135B-Flugzeug werde eingesetzt, und Russland wisse von dem Flug.