Die umfassende Digitalisierung der Industrie-Produktion, also die Industrie 4.0, setzt sich zunehmend durch. Doch das bedeutet nicht, dass alle ihrer Aspekte von den Unternehmen für brauchbar befunden werden. Beispielsweise „Predictive Maintenance“, zu Deutsch „vorausschauende Wartung“. Vor ein paar Jahren als die endgültige Lösung aller Wartungs-Probleme von Anlagen und Maschinen propagiert, hat sich das Konzept in der Industrie bislang nicht durchgesetzt, und dass es sich jemals durchsetzen wird, ist bei weitem noch keine ausgemachte Sache.
Nach einer Studie der Unternehmensberatung „Staufen AG“ (Köngen bei Stuttgart) sind rund drei Viertel (74 Prozent) aller deutschen Fertigungs-Unternehmen von Predictive Maintenance bislang nicht überzeugt. Eines von fünf Unternehmen (20 Prozent) sieht sich nicht in der Lage, Predictive Maintenance zu beurteilen (mit anderen Worten, sie wird von den Unternehmen nicht angewandt oder spielt kaum eine Rolle). Lediglich sechs Prozent der Unternehmen sind der Auffassung, dass Predictive Maintenance für sie echten Nutzen bietet. Immerhin glaubt die Hälfe der Unternehmen, dass Predictive Maintenance in den nächsten zwei bis fünf Jahren von Relevanz sein wird.
Thomas Rohrbach von „Staufen“ sagt dazu, dass Predictive Maintenance in gewisser Weise mehr ein wohlklingendes Schlagwort ist als ein für die Praxis relevantes Konzept: „Viel zu häufig werden Begrifflichkeiten aus dem Baukasten der digitalen Transformation als Worthülse für Altbekanntes gebraucht“ (wobei der Digitalisierungs-Spezialist mit „Altbekanntes“ die einfache Fernwartung meint). Weiterhin sagt Rohrbach: „Die überwiegende Mehrheit der Maschinenausfälle lässt sich auf Faktoren zurückführen, die Predictive Maintenance nicht lösen kann, allen voran Bedienungsfehler.“ Erst wenn das Konzept der vorausschauenden Wartung mit anderen Funktionen verknüpft wird – beispielsweise mit digitalen Assistenzsystemen, die Fehler durch Menschen verhindern – könne es sich auf Dauer durchsetzen.