Finanzen

Airbus: Aus für A380 könnte Steuerzahler 600 Millionen kosten

Lesezeit: 1 min
04.03.2019 15:27
Das Produktionsende des Airbus A380 könnte den deutschen Steuerzahler im schlimmsten Fall 600 Millionen Euro kosten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutschen Steuerzahler bleiben womöglich auf rund 600 Millionen Euro für die Entwicklung des Großraumflugzeugs Airbus A380 sitzen. Von dem 942 Millionen Euro schweren Darlehen habe der europäische Flugzeugbauer Airbus bisher nur rund ein Drittel getilgt, schrieb das Bundeswirtschaftsministerium Ende Februar auf eine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Dürr. Eine Sprecherin des Ministeriums sagte am Montag in Berlin, man werde die Folgen des Baustopps der Langstrecken-Modells prüfen und mit dem Unternehmen darüber sprechen. Airbus erklärte sich zu Gesprächen bereit. Die Produktion des Airbus A380 soll mangels Nachfrage 2021 eingestellt werden; bis dahin werden nur noch 17 Maschinen gebaut.

Ob Airbus den restlichen Kredit zurückzahlen muss, bleibt umstritten. Der Flugzeugbauer steht auf dem Standpunkt, dass die Regierungen, die 2002 Kredite für das einstige Prestigeprojekt gegeben hatten, auf diesem Weg das ökonomische Risiko des A380 mittragen. "Die Rückzahlungen erfolgten laufend gekoppelt an die Auslieferungen des A380", heißt es in der Reuters vorliegenden Antwort von Staatssekretär Ulrich Nußbaum. Ein Airbus-Sprecher verwies am Montag darauf, dass Airbus neben der Tilgung seit 2002 auch "signifikante Zinszahlungen an Deutschland" geleistet habe. "Zudem sind in Deutschland in den vergangenen 18 Jahren dank des A380-Programms Arbeitsplätze und Technologie in substanziellen Umfang geschaffen worden."

Insgesamt dürften von den Staatskrediten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien nach Informationen von Reuters noch rund eine Milliarde Euro ausstehen.

"Die Antwort der Bundesregierung zur ausstehenden Restschuld von Airbus unterstreicht ihre Ratlosigkeit in dieser Sache", sagte der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Dürr der Nachrichtenagentur Reuters. "Statt klarer Ansagen, wie sie den Kredit zurückverlangen will, ist sie nun darauf angewiesen, mit Airbus hinter verschlossenen Türen zu verhandeln." Dürr wertete die Situation als Ergebnis verfehlter Industriepolitik. "Verlierer sind am Ende alle, besonders aber die Steuerzahler."

Der scheidende Airbus-Chef Tom Enders hatte im Februar das Aus für den A380 verkündet. Der größte Kunde für das Modell, die arabische Fluggesellschaft Emirates, hatte die letzte Bestellung gekappt. Fluglinien setzen heute eher auf kleinere, flexibler einsetzbare und damit auch auf Langstrecken wirtschaftlicher zu betreibende Flugzeuge.

Die Staatskredite sind auch Gegenstand eines Rechtsstreits zwischen Europa und den USA über die Art der staatlichen Hilfen für Flugzeugbauer, der vor der Welthandelsorganisation WTO seit 15 Jahren schwelt. Während die Europäer Airbus mit Krediten für die Entwicklung neuer Modelle unter die Arme greifen, gewähren die USA dem Konkurrenten Boeing traditionell Zuschüsse.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...