Politik

EU-'Wanderzirkus' kostet Steuerzahler über 100 Millionen Euro

Lesezeit: 1 min
14.03.2019 18:42
Zwölfmal im Jahr zieht das EU-Parlament für ein paar Tage von Brüssel nach Straßburg. Unter den Abgeordneten kursiert für den zeitaufwendigen und teuren Ortswechsel der Begriff „Wanderzirkus“. Er kostet dem Steuerzahler laut Berechnungen des Europäischen Rechnungshofs (EuRH) 113,8 Millionen Euro im Jahr.
EU-'Wanderzirkus' kostet Steuerzahler über 100 Millionen Euro

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Jeden Monat aufs Neue wird in Brüssel eine gigantische Umzugsmaschinerie in Gang gesetzt. Bereits am Freitag, nach Ende der Sitzungswoche, verschicken die Mitarbeiter der Abgeordneten die Akten und Unterlagen ihrer Chefs ins knapp 450 Kilometer entfernte Straßburg. Am Montag dann reisen die Parlamentarier selbst an, meist per Flugzeug. Aufs Taxi angewiesen sind sie während der vier Tage, die sie in der 280.000-Einwohner-Stadt verbringen, nicht - die Fahrbereitschaft des Parlaments ist nämlich mit ihren Limousinen ebenfalls angereist.

Assistenten, Übersetzer, sonstige Parlaments-Mitarbeiter, Lobbyisten und Journalisten miteingerechnet, besteht der Reise-Tross aus mindestens 3.000 Menschen. Die Parlaments-Sitzungen finden in einem Gebäude statt, das ausschließlich für diesen Zweck bestimmt ist, mithin über zehn Monate im Jahr leer steht.

Die Gesamtkosten für die zwölf monatlichen Sitzungen in Straßburg belaufen sich auf 113,8 Millionen Euro. Das hat der Europäische Rechnungshof bereits im Jahr 2014 ermittelt. Die Berechnung fand damals jedoch kaum Beachtung. Auf sie hingewiesen hat jetzt das Fakten-Check Portal „EUfactcheck.eu“.

Dass die Parlamentarier nicht nur an ihrem Stammsitz in Brüssel, sondern auch im Elsass tagen, geht auf ein Abkommen aus dem Jahr 1992 zurück. Durch den Umzug nach Straßburg wurde sichergestellt, dass der zweitgrößten Nettozahler der EU (im Jahr 2017 überwies Frankreich 8,2 Milliarden Euro mehr nach Brüssel, als es von dort bekam. Größter Nettozahler mit knapp 13 Milliarden Euro ist Deutschland) eine wichtige EU-Institution beherbergt.

Im Laufe der seitdem vergangenen 27 Jahre gab es mehrere Versuche, den „Wanderzirkus“ zu beenden. Der letzte aus dem Jahr 2017 schien zunächst erfolgversprechend - die „Europäische Arzneimittel-Agentur“ (EMA), die wegen des Brexits London verlassen musste, sollte als Ersatz für die monatlichen Sitzungen in Straßburg angesiedelt werden. Das machte die Macron-Regierung jedoch nicht mit - die EMA hat ihren Sitz seit Anfang dieses Monats in Amsterdam.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...