Finanzen

China stemmt sich mit allen Mitteln gegen den Wirtschaftsabschwung

Lesezeit: 2 min
15.03.2019 17:15
Die chinesische Regierung fährt eine Reihe umfangreicher Maßnahmen auf, um den Wachstumsabschwung der Wirtschaft zu bremsen.
China stemmt sich mit allen Mitteln gegen den Wirtschaftsabschwung

China will mit aller Macht einen scharfen Konjunkturabschwung verhindern und dafür notfalls die Zinsen senken. "Natürlich sind wir in diesem Jahr mit vielen unsicheren Faktoren konfrontiert", sagte Ministerpräsident Li Keqiang am Freitag auf einer Pressekonferenz zum Abschluss des Volkskongresses. "Wir müssen uns mehr vorbereiten." Dabei könnten Instrumente wie die Zinssätze genutzt werden. Auch die Mindestreserveanforderungen - die festlegen, wie viel Geld Kreditinstitute als Sicherheit bei der Zentralbank parken müssen, könnten gelockert werden. "Dies ist keine geldpolitische Lockerung, sondern eine effektivere Unterstützung der Realwirtschaft", sagte Li.

Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt strebt in diesem Jahr ein Wachstum von 6,0 bis 6,5 Prozent an. Der Handelskonflikt mit den USA und die schwächere Weltkonjunktur hatten das Bruttoinlandsprodukt im JAHR 2018 mit 6,6 Prozent so langsam wachsen lassen wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. "Die Wirtschaft darf nicht aus einem vernünftigen Bereich herausrutschen, das heißt, wir werden keine Entlassungswellen zulassen", sagte Li. Die Regierung hoffe, dass in diesem Jahr erneut 13 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden.

Sie hat bereits Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben in Milliardenhöhe versprochen, um die Konjunktur anzukurbeln. Niedrigere Zinsen sehen viele Experten allerdings kritisch. Billigeres Geld könnte die Verschuldung in die Höhe treiben und spekulative Geschäft anheizen.

Bereits am Mittwoch hatte Chinas Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde die Banken des Landes aufgefordert, die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen auszuweiten und ihre Finanzierungskosten weiter zu senken, berichtet Investing.com.

Die Banken sollten hart an der Erhöhung der Kredite für kleine Unternehmen arbeiten und die Zinssätze für Kredite auf einem vernünftigen Niveau halten, erklärte die chinesische Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde (CBIRC) in einer Stellungnahme auf ihrer Website.

Die großen staatlichen Geschäftsbanken sollten den Umfang ausstehender Kredite an kleinere Unternehmen im Jahr 2019 um mehr als 30 Prozent erhöhen, schrieb CBIRC und fügte hinzu, dass sie auch die Toleranz für ausfallgefährdete Kredite bei kleinen Unternehmen erhöhen würde.

Chinesische Banken verhielten sich in der Vergangenheit vorsichtig bei der Kreditvergabe an kleinere Unternehmen mit höherem Kreditrisiko und fokussierten sich hingegen auf staatliche Unternehmen.

Chinas Zentralbankchef sagte am Sonntag, die Zinssätze für kleine Unternehmen seien aufgrund hoher Risikoprämien immer noch relativ hoch und das Land werde Zinsreformen vorantreiben, um das Problem zu lösen. Die Geschäftsbanken werden auch aufgefordert, spezielle Finanzanleihen zu emittieren und sicherzustellen, dass die erzielten Erlöse für Kredite an Klein- und Kleinstunternehmen verwendet werden. Die Aufsichtsbehörde erklärte auch, dass sie die Versicherer dabei unterstützen würde, kleinere Unternehmen bei Kreditrisiken zu unterstützen, wenn die Risiken überschaubar sind.

Versicherungsunternehmen werden aufgefordert, in Finanzprodukte zu investieren, einschließlich Verbriefungsprodukte, die durch Darlehen an kleinere Unternehmen abgesichert sind, um eine flexiblere Unterstützung für diese Unternehmen zu gewährleisten.

Chinas Finanzministerium hat zudem von den lokalen Regierungen mehr finanzielle Unterstützung für Start-ups gefordert. Das Finanzministerium hat die Kommunalbehörden aufgefordert, die Anforderungen für die Beantragung von Darlehen, die durch Unternehmertum garantiert werden, zu senken und die Zinsvergütungen als Teil des inklusiven Finanzmanagements des Landes zu tragen.

Der Höchstkreditbetrag für durch Privatunternehmen garantierte Darlehen, die durch Zinssubventionen von Chinas Zentralregierung gesichert wurden, wurde von 100.000 Yuan (rund 14.906 US-Dollar) auf 150.000 Yuan angehoben, teilte das Ministerium in einer Erklärung am Dienstag mit. In der Zwischenzeit wird der maximale Kreditbetrag für Klein- und Kleinstunternehmen von 2 Millionen Yuan auf 3 Millionen Yuan erhöht. Chinas Inklusivfinanzierung umfasst Finanzdienstleistungen, die von Finanzinstituten für Kleinstunternehmen, Landwirte, Menschen mit niedrigem Einkommen, Behinderte und Senioren angeboten werden. Der Kreditsaldo des inklusiven Finanzsektors lag Ende 2018 bei 13,39 Billionen Yuan, ein Zuwachs von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...