Die mit Milliardensummen geförderte Batteriefertigung in Europa könnte aus Sicht des Europäischen Rechnungshofs zum Flop werden. „Die Europäische Batterie-Allianz konzentriert sich weitgehend auf bestehende, nicht auf bahnbrechende Technologien und läuft Gefahr, ihre ehrgeizigen Ziele nicht zu erreichen“, monieren die obersten EU-Rechnungsprüfer in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
Mit Blick auf den Umstieg auf Elektroautos wollen die EU-Kommission und auch die Bundesregierung Batteriefertigung im großen Stil in Europa. Bisher werden Batterien überwiegend aus Asien importiert. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte im November angekündigt, bis 2021 eine Milliarde Euro Anschubfinanzierung zu geben.
Der Rechnungshof würdigt in seinem Bericht die Rolle von Batterien als Energiespeicher, die beim Umstieg auf erneuerbare Energien nötig sind. Doch hinke Europa bei der Kapazität zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos hinter führenden Weltregionen hinterher. Da Europa spät in den Markt eintrete, könnte die gewünschte Spitzenstellung schwierig werden, heißt es weiter.
2018 standen dem Bericht zufolge rund 3 Prozent der weltweiten Kapazität zur Batterieherstellung in der EU, 12 Prozent in Nordamerika und 84 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum. Am Kräfteverhältnis dürfte sich nach Einschätzung der Rechnungsprüfer bis 2021 kaum etwas ändern: Dann werden für Europa 5 Prozent, für Nordamerika 13 Prozent und für Asien 82 Prozent erwartet.
Auch gegen die Förderstrategie für Batterieforschung äußert der Rechnungshof Bedenken: Von 315 Millionen Euro EU-Fördergeldern für Batterieforschung seien mehr als die Hälfte an Projekte zu Lithium-Ionen-Batterien gegangen. Für Batterien „der nächsten Generation“ seien nur 25 Prozent der Gelder geflossen. Von 28 im Jahr 2017 von der EU-Kommission bewerteten Forschungsprojekte seien drei erfolgreich und acht weitere teilweise erfolgreich gewesen. 17 verfehlten demnach ihre Ziele oder erbrachten irrelevante Ergebnisse.
Im Streit um das Antriebskonzept der Zukunft haben Experten davor gewarnt, ausschließlich auf batteriebetriebene E-Autos zu setzen. Künftig werde es möglicherweise Hybridfahrzeuge geben, die nicht länger mit Verbrenner und E-Motor arbeiteten, sondern mit Brennstoffzelle und Batterie, sagte Bert Hellwig von ZF Friedrichshafen am Montag auf der Hannover Messe. Außerdem sei für die Kunden das Tanken einfacher, das nicht länger dauere als vom Benziner oder Diesel gewohnt, sagte Hyundai-Produktmanager Oliver Gutt. Der koreanische Hersteller Hyundai hat bereits ein Brennstoffzellenauto im Angebot.
Bei der nächsten Batteriegeneration, der sogenannten Feststoffbatterie, gibt es nach Einschätzung von Wolfgang Haselrieder von Battery LabFactory Braunschweig noch „offene Fragen". Bis diese Batterien kommerziell genutzt werden könnten, dürfte es aus seiner Sicht noch 10 bis 15 Jahre dauern. Wasserstoff dagegen sei in anderen Ländern ein großes Thema, betonte Nikolas Iwan von H2 Mobility Deutschland. Bundesweit sollen bis zum Jahresende 100 Wasserstoff-Tankstellen installiert sein, langfristig sollen es rund 400 werden.
VW-Konzernchef Herbert Diess hatte kürzlich für batteriebetriebene E-Autos anstelle anderer Antriebsarten geworben: „Wir müssen uns fokussieren. Technologieoffenheit ist jetzt die falsche Parole und führt nur dazu, den Systemwandel weiter in die Zukunft zu verlegen", sagte er.