Mittlerweile fordern immer mehr Experten, für Weiterbildungen nicht einfach nur ein Zertifikat auszustellen, sondern ihnen die Funktion eines Bausteines für einen klassischen Berufsabschluss zuzuerkennen. Auf diese Weise könnten Mitarbeiter, die über keinen formalen Abschluss verfügen, dafür aber über Berufserfahrung sowie viele Weiterbildungen, einen regulären Abschluss erlangen, beispielsweise als Geselle, Facharbeiter oder Kaufmann. Das würde sowohl dem Mitarbeiter zu Gute kommen als auch potentiellen Arbeitgebern. Für sie wäre es einfacher, zu erkennen, dass ein Bewerber auch tatsächlich über die Fähigkeiten verfügt, die für eine ausgeschriebene Stelle notwendig sind.
Mittlerweile wird sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite immer mehr Kritik am Staat geäußert, weil dieser die Weiterbildung den Betrieben und den Beschäftigten aufbürdet und selbst zunehmend weniger Geld für Weiterbildungszwecke in die Hand nimmt. Derzeit sind es 6,3 Milliarden Euro pro Jahr - in den 90er Jahren waren es noch rund neun Milliarden Euro.
Davon, dass der Staat in den nächsten Jahren wieder mehr Geld in Weiterbildung investieren wird, ist allerdings angesichts der nachlassenden Konjunktur und des dadurch wahrscheinlichen Rückgangs an Steuereinnahmen eher nicht auszugehen. Und so werden die Unternehmen und Beschäftigten voraussichtlich auch in Zukunft den Löwenanteil an den Weiterbildungskosten tragen. Das ist ein Ärgernis - aber angesichts des Umstands, dass lebenslanges Lernen immer unverzichtbarer wird, aller Voraussicht nach ein unvermeidbares.