Deutschland

Die Fugger sind ein Vorbild für den Aufstieg des Mittelstands

Das Kaufmannsgeschlecht der Fugger ist einst zu Weltenruhm aufgestiegen. Noch heute gilt es als Vorbild für den rasanten Aufstieg einer ursprünglich mittelständischen Familie.
04.05.2019 07:19
Lesezeit: 2 min
Die Fugger sind ein Vorbild für den Aufstieg des Mittelstands
Anno 1486: Vertreter des Augsburger Rats zu Besuch bei Ulrich Fugger und seiner Brüder Jakob und Georg Fugger. (Grafik: allerborn.de)

Die Fürst Fugger Bank ist eine Vermögensverwaltung für Privatkunden. Sie wurde 1954 von Friedrich Carl Fürst Fugger-Babenhausen in Augsburg gegründet. Sie hat weitere Niederlassungen in Köln, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart. Die Fürst Fugger Bank verdankt ihre Anziehungskraft vor allem der Marke “Fugger”.

Denn keine Kaufmannsfamilie in Deutschland übt eine derart große Faszination auf den deutschen Mittelstand aus wie das schwäbische Kaufmannsgeschlecht der Fugger. Zur Berühmtheit gelangte die Familie unter Jakob Fugger, der seinerzeit im Volksmund auch als “der Reiche” umschrieben wurde. Unter ihm stieg die Familie in den Adelsstand auf und die Familienmitglieder errangen wichtige weltliche und kirchliche Ämter. Zwischen 1495 und 1525 war Jakob der wichtigste Bankier und Kaufmann Europas. Wenn man das damalige Vermögen von Jakob auf die heutige Zeit hochrechnet, besaß er in etwa alle 30 Dax-Unternehmen, berichtet das Handelsblatt.

Fugger.de berichtet: “In der neuesten Hitliste der Reichen und Superreichen platziert das Wirtschaftsportal von Microsoft Jakob Fugger auf Rang 11. Dies allerdings nicht wegen seines aus Superreichen-Sicht eher geringen Vermögens von etwa 500 Millionen Euro – errechnet aus 2,1 Milliarden Gulden, die er vererbt haben soll. Ausschlaggebend ist vielmehr die Annahme, dass Jakobs Vermögen zu seinen Lebzeiten etwa 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Heiligen Römischen Reichs entsprach. Bill Gates Vermögen entspricht im Vergleich dazu nur etwa 0,6 Prozent der US-Wirtschaftsleistung.”

Die Fugger-Familie war auch eine tragende Säule der Habsburger. Sie rettete das Habsburger Reich mehrmals vor dem Konkurs. Allerdings zahlten die Habsburger ihre Schulden nicht immer zurück. Jakob Fuggers Bruder Anton hatte den Habsburgern beim Fürstenaufstand 1552 etwa 400.000 Dukaten geliehen – und zwar aus seiner persönlichen Kasse. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die schwäbische Kaufmannsfamilie hohe Beträge an rheinischen Gulden verloren, weil die Habsburger teilweise nicht zahlungswillig gewesen sind.

Besonders interessant ist, dass sie trotz des Zinsverbots für Christen (die Fugger waren katholisch) hohe Zinsen bei der Kreditvergabe ansetzten. Das Handelsblatt wörtlich: “Sie besorgten sich Geld für die Kreditvergabe bevorzugt von Bischöfen, Kardinälen und Päpsten – die kassierten trotz des kanonischen Zinsverbots üppige Zinsen. Europaweit tätig waren die Fugger auch in einer anderen Spielart des Bankgeschäfts, dem Wechselverkehr. Dank ihres weiten Netzes konnten sie Wechselgeschäfte von Dänemark bis Portugal abwickeln.”

Die Fuggerei: Eine Sozialsiedlung in Augsburg

“Niemand ist so arm, dass er nicht etwas abgeben könnte. Und niemand ist so reich, dass er noch ein bisschen mehr Geld gebrauchen könnte”, soll Jakob gesagt haben. Diesem Zitat entsprechend, ließ er im Jahr 1521 eine Reihenhaussiedlung in Augsburg bauen.

Es handelte sich dabei um die sogenannte “Fuggerei”, die die älteste Sozialsiedlung der Stadt ist. In die Häuser durften nur “würdige Arme” einziehen, die dem katholischen Glauben angehörten. Bettler waren nicht zugelassen. Die Siedlung war auf dem Prinzip “Hilfe zur Selbsthilfe” aufgebaut. Für Bürger, die aufgrund von Krankheiten oder körperlichen Einschränkungen nicht imstande gewesen sind, ihre Haushalte zu führen, war die “Fuggerei” ein Zufluchtsort.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?