Im Handelskrieg zwischen den USA und China ist kein Ende absehbar. Letzte Woche Freitag hatten die USA ihre Zölle auf chinesische Waren im Wert von rund 200 Milliarden Dollar von 10 Prozent auf 25 Prozent erhöht und mit Zöllen auf weitere chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar gedroht.
Auch China setzt im Handelskrieg derzeit auf Konfrontation. Am Montag kündigte das Land an, dass es Zölle auf amerikanische Waren im Wert von etwa 60 Milliarden Dollar erheben wird. Dies sei eine Vergeltung für die Zölle, die zuvor US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte.
Die erhöhten Zölle auf 5.140 amerikanische Produkte werden am 1. Juni in Kraft treten, heißt es in einer Erklärung auf der Website des chinesischen Finanzministeriums. Die Gebühren werden auf die meisten Waren erhoben, die auf einer früheren Vergeltungsliste mit Wirkung vom September letzten Jahres aufgeführt sind.
Chinas Importe von US-Flüssiggas brechen ein
Auch die chinesischen Zölle auf Flüssiggas (LNG) aus den USA werden ab dem 1. Juni von bisher 10 Prozent auf 25 Prozent ansteigen. Und schon jetzt sind die chinesischen Importe von Flüssiggas aus den USA infolge des anhaltenden Handelskonflikts deutlich zurückgegangen.
Laut einem Bericht von Reuters sind in diesem Jahr bisher nur zwei Schiffe aus den USA nach China gefahren, eins im Januar und eins im Februar. Und zwar zeigen die Daten, dass derzeit eine Handvoll Schiffe aus den USA über den Pazifik fahren und wohl einige China zum Ziel haben.
Doch dies ist dennoch ein enormer Rückgang im Vergleich zu den ersten vier Monaten des vergangenen Jahres, als noch 14 LNG-Schiffe aus den USA nach China fuhren. Insgesamt fuhren im letzten Jahr 27 LNG-Schiffe von den USA nach China. Doch die meisten von ihnen verließen die US-Häfen, noch bevor der Handelskrieg begann.
Der Handelskrieg wandelt den globalen LNG-Markt
Wenn die chinesischen Zölle auf US-Flüssiggas Anfang Juni steigen, werden die Exporte nach China weiter sinken. Bei Zöllen in Höhe von 25 Prozent müssen die großen US-Produzenten von Flüssiggas ihre Lieferungen nach China möglicherweise sogar ganz einstellen. Doch der Handelskrieg wird sich nicht nur auf die Geschäfte zwischen den USA und China auswirken, sondern auch auf den gesamten globalen LNG-Markt.
Die USA sind der am schnellsten wachsende Produzent von Flüssiggas. Mitte des nächsten Jahrzehnts wollten sie eigentlich Australien und sogar Katar Konkurrenz machen. Doch diese Pläne sind nun durch den Handelskrieg bedroht. Denn viele der LNG-Projekte in den USA werden nicht von großen Ölkonzernen wie Exxon Mobile oder Chevron finanziert, sondern von kleineren Unternehmen, berichtet Oilprice.com.
Diese kleineren Unternehmen in den USA benötigen langfristige Abnahmeverträge mit chinesischen Unternehmen sowie eine sichere Finanzierung von chinesischen Banken und Finanzinstituten, um ihre investitionsintensiven Projekte zu finanzieren. Ohne chinesische Abnehmer und ohne chinesisches Geld droht die LNG-Entwicklung in den USA ins Stocken zu geraten. Davon profitieren nun die Konkurrenten, darunter Russland.
Russisches Gas soll die Lücke schließen
Russlands zweitgrößter Erdgasproduzent Novatek sagte am Montag, dass er seine LNG-Produktionskapazitäten bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 70 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen wird. Dies ist erheblich mehr als das bisherige Ziel des privaten Unternehmens von 57 Millionen Tonnen pro Jahr.
Im Dezember 2017 hatte Novatek im westsibirischen Jamal seinen ersten LNG-Zug in Betrieb genommen, der 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr produziert. Seitdem sind auch der zweite und dritte Zug in Betrieb. Mit Chinas Unterstützung betreibt Novatek noch ein weiteres LNG-Projekt in der Arktis, das rund 20 Millionen Tonnen pro Jahr liefern soll.
Wenn Novatek sein Produktionsziel von 70 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht, könnte Russland im nächsten Jahrzehnt die USA bei der Produktion von Flüssiggas überholen. Katar will seine Produktion innerhalb der nächsten fünf Jahre von derzeit 77 auf 110 Millionen Tonnen pro Jahr erhöht.
Im vergangenen Jahr hat China laut aktuellen Schätzungen 53,78 Millionen Tonnen Flüssiggas importiert. Dies war ein Anstieg zum Vorjahr um 41 Prozent. Insgesamt importierte das Land aufgrund seines stark gestiegenen Bedarfs 90,4 Millionen Tonnen Erdgas (+ 31,8 Prozent) über Pipelines und in Form von Flüssiggas.