Sintflutartige Regenfälle Ende letzten Jahres brachten den Panamakanal in arge Probleme. Seine Hauptwasserquelle, der künstliche Gatúnsee, schwoll stark an. Die Kanalbehörde musste die Schleusen öffnen, um das Wasser in den Atlantik abzuleiten.
Doch nur drei Monate später trat der umgekehrte Fall ein. Diesmal musste der Kanal Beschränkungen für die Beladung der durchfahrenden Schiffe erlassen, um mit der schlimmsten Dürre in seiner 115-jährigen Geschichte fertig zu werden.
"Wir hatten fast fünfeinhalb Monate lang keinen Regen", sagte Carlos Vargas, Vizepräsident der Kanalbehörde, verantwortlich für Umwelt, Wasser und Energie, der Financial Times. Normalerweise dauere die Trockenzeit nur vier Monate.
Nachdem der Wasserstand im Gatúnsee um bis zu acht Fuß gesunken war, musste die Kanalbehörde Gewichtsreduzierungen für Schiffsladungen verhängen. Dies führte zu Einnahmeverlusten durch verlorene Gebühren in Höhe von etwa 15 Millionen Dollar.
Klimawandel ist Bedrohung für den Panamakanal
Panama leidet seit Längerem unter den Auswirkungen des sich ändernden Klimas. So droht seine idyllische Inselkette San Blas wegen des steigenden Meeresspiegels innerhalb der kommenden Jahrzehnte im Karibischen Meer zu versinken.
Doch die Bedrohung des Panamakanals fügt dem Problem nun eine neue Dimension hinzu. Denn die Wirtschaft des Landes hängt stark von einem reibungslosen Funktionieren des Kanals ab.
Der Kanal, der den Atlantik und den Pazifik verbindet, ist eine der wichtigsten Handelsadern der Welt. Täglich fahren etwa 40 Schiffe durch die 82 Kilometer lange künstliche Wasserstraße, die im Jahr 1914 eingeweiht wurde.
Im Jahr 2016 wurde der Kanal erweitert, um größere Schiffe aufnehmen zu können. Doch nur drei Jahre später sind bereits weitere Modernisierungen in Form eines dritten Sees notwendig, um das durch den Klimawandel zu erwartende extreme Wetter zu meistern.
Gatúnsee und Alajuelasee sind von großer Bedeutung für Panama. Denn sie versorgen nicht nur den Kanal mit Wasser, sondern liefern auch Strom und Trinkwasser für mehr als die Hälfte des Landes. Panamas Präsident Laurentino Cortizo, der sein Amt im Juli antreten wird, muss entscheiden, ob er nun einen weiteren See bauen will.
Die Kanalbehörde wird im Dezember eine Machbarkeitsstudie für das Projekt abschließen, das voraussichtlich "Hunderte von Millionen Dollar" kosten wird, sagt Carlos Vargas. Doch Félix Wing Solís, ein panamaischer Umweltaktivist, warnt davor, neue Seen "auf Kosten der Wälder" zu bauen.
Die neue Bedrohung für den Kanal kommt in einer Zeit, in der die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China eskalieren. Das weltweite Wachstum hat sich verlangsamt und die Aussichten für die weltweite Seefracht haben sich deutlich verschlechtert.
Dänemarks AP Moller-Maersk, die größte Containerreederei der Welt, prognostiziert für dieses Jahr ein Wachstum von 1 bis 3 Prozent. Im vergangenen Jahr war das weltweite Transportvolumen noch um 4 Prozent gestiegen.
Auswirkungen des niedrigen Wasserstands
Infolge des niedrigen Wasserstand hat die Kanalbehörde Regeln festgesetzt, wie niedrig die Schiffe im Wasser liegen dürfen. Doch Carlos Vargas spielt die Gewichtsreduzierungen für Schiffsladungen herunter.
Schiffe, welche die Häfen an der US-Ostküste anlaufen, würden sich ohnehin an die aktuellen Grenzwerte halten. Die neuen Regeln hätten keine Auswirkungen auf rund 90 Prozent des Verkehrsaufkommens im Panamakanal.
Doch der kaufmännische Leiter einer großen Reederei in Panama ist anderer Meinung: "Ja, es hat Auswirkungen auf uns. Das gleiche Schiff transportiert weniger, sodass wir entweder einen geringeren Umsatz oder höhere Kosten haben."
"Wir reagieren, indem wir das Gewicht senken, damit wir wegen der Kosten überqueren können", so der Manager. Wenn Schiffe zu schwer sind, um die Beschränkungen einzuhalten, müssen die Container entladen und über Land transportiert werden, was teurer ist.
Mexiko plant Alternative zum Panamakanal
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador will eine Zugstrecke durch den Isthmus von Tehuantepec modernisieren. Diese Landenge ist mit einer Breite von 216 Kilometer die kürzeste Landverbindung zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik.
Zudem will die mexikanische Regierung die Häfen auf beiden Seiten ausbauen. Damit will sie Schiffen eine Abkürzung bieten, sodass sie nicht bis nach Panama fahren müssen. Doch die Reedereien sind bisher zurückhaltend gegenüber den Plänen.
Der Reeder in Panama sagte, dass Reedereien Schiffe an jedem Ende benötigen würden und Mexiko seine bürokratischen Zollformalitäten beschleunigen müsste. Auch wurden mexikanische Güterzüge von Dieben ins Visier genommen, was Reedereien abschreckt.