Politik

Klimawandel ist Bedrohung für den Panamakanal

Wegen der schlimmsten Dürre seit mehr als hundert Jahren ist am Panamakanal der Wasserspiegel so stark gesunken, dass Beschränkungen für Schiffe nötig geworden sind.
19.06.2019 11:36
Lesezeit: 3 min

Sintflutartige Regenfälle Ende letzten Jahres brachten den Panamakanal in arge Probleme. Seine Hauptwasserquelle, der künstliche Gatúnsee, schwoll stark an. Die Kanalbehörde musste die Schleusen öffnen, um das Wasser in den Atlantik abzuleiten.

Doch nur drei Monate später trat der umgekehrte Fall ein. Diesmal musste der Kanal Beschränkungen für die Beladung der durchfahrenden Schiffe erlassen, um mit der schlimmsten Dürre in seiner 115-jährigen Geschichte fertig zu werden.

"Wir hatten fast fünfeinhalb Monate lang keinen Regen", sagte Carlos Vargas, Vizepräsident der Kanalbehörde, verantwortlich für Umwelt, Wasser und Energie, der Financial Times. Normalerweise dauere die Trockenzeit nur vier Monate.

Nachdem der Wasserstand im Gatúnsee um bis zu acht Fuß gesunken war, musste die Kanalbehörde Gewichtsreduzierungen für Schiffsladungen verhängen. Dies führte zu Einnahmeverlusten durch verlorene Gebühren in Höhe von etwa 15 Millionen Dollar.

Klimawandel ist Bedrohung für den Panamakanal

Panama leidet seit Längerem unter den Auswirkungen des sich ändernden Klimas. So droht seine idyllische Inselkette San Blas wegen des steigenden Meeresspiegels innerhalb der kommenden Jahrzehnte im Karibischen Meer zu versinken.

Doch die Bedrohung des Panamakanals fügt dem Problem nun eine neue Dimension hinzu. Denn die Wirtschaft des Landes hängt stark von einem reibungslosen Funktionieren des Kanals ab.

Der Kanal, der den Atlantik und den Pazifik verbindet, ist eine der wichtigsten Handelsadern der Welt. Täglich fahren etwa 40 Schiffe durch die 82 Kilometer lange künstliche Wasserstraße, die im Jahr 1914 eingeweiht wurde.

Im Jahr 2016 wurde der Kanal erweitert, um größere Schiffe aufnehmen zu können. Doch nur drei Jahre später sind bereits weitere Modernisierungen in Form eines dritten Sees notwendig, um das durch den Klimawandel zu erwartende extreme Wetter zu meistern.

Gatúnsee und Alajuelasee sind von großer Bedeutung für Panama. Denn sie versorgen nicht nur den Kanal mit Wasser, sondern liefern auch Strom und Trinkwasser für mehr als die Hälfte des Landes. Panamas Präsident Laurentino Cortizo, der sein Amt im Juli antreten wird, muss entscheiden, ob er nun einen weiteren See bauen will.

Die Kanalbehörde wird im Dezember eine Machbarkeitsstudie für das Projekt abschließen, das voraussichtlich "Hunderte von Millionen Dollar" kosten wird, sagt Carlos Vargas. Doch Félix Wing Solís, ein panamaischer Umweltaktivist, warnt davor, neue Seen "auf Kosten der Wälder" zu bauen.

Die neue Bedrohung für den Kanal kommt in einer Zeit, in der die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China eskalieren. Das weltweite Wachstum hat sich verlangsamt und die Aussichten für die weltweite Seefracht haben sich deutlich verschlechtert.

Dänemarks AP Moller-Maersk, die größte Containerreederei der Welt, prognostiziert für dieses Jahr ein Wachstum von 1 bis 3 Prozent. Im vergangenen Jahr war das weltweite Transportvolumen noch um 4 Prozent gestiegen.

Auswirkungen des niedrigen Wasserstands

Infolge des niedrigen Wasserstand hat die Kanalbehörde Regeln festgesetzt, wie niedrig die Schiffe im Wasser liegen dürfen. Doch Carlos Vargas spielt die Gewichtsreduzierungen für Schiffsladungen herunter.

Schiffe, welche die Häfen an der US-Ostküste anlaufen, würden sich ohnehin an die aktuellen Grenzwerte halten. Die neuen Regeln hätten keine Auswirkungen auf rund 90 Prozent des Verkehrsaufkommens im Panamakanal.

Doch der kaufmännische Leiter einer großen Reederei in Panama ist anderer Meinung: "Ja, es hat Auswirkungen auf uns. Das gleiche Schiff transportiert weniger, sodass wir entweder einen geringeren Umsatz oder höhere Kosten haben."

"Wir reagieren, indem wir das Gewicht senken, damit wir wegen der Kosten überqueren können", so der Manager. Wenn Schiffe zu schwer sind, um die Beschränkungen einzuhalten, müssen die Container entladen und über Land transportiert werden, was teurer ist.

Mexiko plant Alternative zum Panamakanal

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador will eine Zugstrecke durch den Isthmus von Tehuantepec modernisieren. Diese Landenge ist mit einer Breite von 216 Kilometer die kürzeste Landverbindung zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik.

Zudem will die mexikanische Regierung die Häfen auf beiden Seiten ausbauen. Damit will sie Schiffen eine Abkürzung bieten, sodass sie nicht bis nach Panama fahren müssen. Doch die Reedereien sind bisher zurückhaltend gegenüber den Plänen.

Der Reeder in Panama sagte, dass Reedereien Schiffe an jedem Ende benötigen würden und Mexiko seine bürokratischen Zollformalitäten beschleunigen müsste. Auch wurden mexikanische Güterzüge von Dieben ins Visier genommen, was Reedereien abschreckt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...