Finanzen

Sachsen-Anhalt erhöht Exporte in den EU-Binnenmarkt

Sachsen-Anhalt diversifiziert seine Exportmärkte, um den anstehenden Brexit zu kompensieren. Während die Exporte in das Vereinigte Königreich zurückgehen, steigen sie drastisch in alle anderen Absatzmärkte.
06.06.2019 17:08
Lesezeit: 2 min

Die Exportbranche in Sachsen-Anhalt ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Folglich hat das auch zu einer Steigerung der Wirtschaftskraft Sachsen-Anhalts geführt. Seit dem Jahr 2010 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) folglich kontinuierlich gewachsen - im vergangenen Jahr um 0,9 Prozent, 2017 um 2,7 Prozent, 2016 um 2,6 Prozent und 2015 um 3,2 Prozent. Das geht aus Daten von “Investieren in Sachsen-Anhalt” hervor.

Dem Statistischen Landesamt zufolge gingen im vergangenen Jahr 69,9 Prozent aller Exporte in den EU-Binnenmarkt. Davon wurden 37,6 Prozent in der Eurozone abgesetzt. Nach Polen wurden Waren im Wert von 1,7 Milliarden Euro, in das Vereinigte Königreich Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro, in die Tschechische Republik Waren im Wert von 1,1 Milliarden Euro und nach Österreich, Frankreich und die Niederlande Waren im Wert von jeweils rund 1,0 Milliarden Euro exportiert.

Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Exporte in das Vereinigte Königreich um 7,3 Prozent zurück. Allerdings hatte das keine großen Auswirkungen, weil die Exporte in die anderen Absatzländer anstiegen. Die Exporte nach Polen stiegen um 13,6 Prozent, in die Tschechische Republik um 25,6 Prozent, nach Österreich um 13,2 Prozent, nach Frankreich um 9,8 Prozent und in die Niederlande um 0,9 Prozent. Den Daten des Statistischen Landesamts zufolge dürfte sich der Brexit deshalb nicht dramatisch auf die Exportbranche Sachsen-Anhalts auswirken, zumal es offenbar eine in Richtung des EU-Binnenmarkts gibt.

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH Halle) führt in einem Papier aus: “Würde man die innerdeutschen Warenströme berücksichtigen und den nichtregionalen Absatz der Industrie zum Auslandsabsatz der sachsen-anhaltischen Industrie hinzurechnen, würde sich eine höhere Absatzquote ergeben. Offizielle Statistiken zu Sachsen-Anhalt liegen dafür nicht vor, allerdings wird der überdurchschnittlich hohe Anteil der „indirekten“ Exporte in Dokumenten immer wieder thematisiert.”

In Sachsen-Anhalt wird der Export vor allem von Vorerzeugnissen und Halbwaren dominiert. Es gibt auch diverse berühmte Produkte, die das Bundesland auszeichnen. Dazu zählt beispielsweise der Rotkäppchen-Sekt. 

Sachsen-Anhalt steigert Exporte pro Kopf deutlich

Kein anderes der 16 Bundesländer in Deutschland hat seit 2002 seine Exporte pro Kopf so stark steigern können wie Sachsen-Anhalt. Diese sind um den Faktor 3,4 größer geworden”, zitiert der MDR den Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr. Dieser Wert sei umso beachtlicher, da Sachsen-Anhalt nicht an das Ausland angrenze und auch keine Häfen habe.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann sagt, dass die Russland-Sanktionen, der Brexit und die Handelspolitik des US-Präsidenten keine großen Auswirkungen auf das Exportvolumen seines Bundeslandes habe. “Das Thema Russland beschäftigt uns schon seit 2014. Die etwas erratische Politik des amerikanischen Präsidenten Trump auch schon seit einigen Jahren. Jetzt der Brexit. Und dennoch wächst unser Exportvolumen”, so Willingmann.

Felbermayr bestätigt, dass vor allem der EU-Binnenmarkt wichtig für die Exportbranche von Sachsen-Anhalt ist. Zudem habe die EU kürzlich Handelsabkommen mit Kanada und Japan geschlossen.

Willingmann zufolge will sich das Bundesland nicht auf einen einzelnen ausländischen Handelspartner konzentrieren, sondern “verschiedene Märkte” ansprechen. Mit dieser Strategie mindern die heimischen Unternehmen das Exportausfall-Risiko - insbesondere im Zusammenhang mit dem Brexit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...