Politik

Bauindustrie: Ohne ausländische Arbeiter könnten viele Aufträge nicht erfüllt werden

Lesezeit: 2 min
21.06.2019 17:21
Der Boom in der Bau-Industrie wird 2019 anhalten, auch wenn er etwas schwächer ausfällt als 2018. Ohne Mitarbeiter aus dem europäischen Ausland könnten die Unternehmen viele Aufträge nicht erledigen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Laut einer Pressemitteilung des „Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie“ weist das Bauhauptgewerbe mit circa 53 Milliarden Euro den höchsten je gemessenen Auftragsbestand auf (Stand: Ende März 2019). Der Verband prognostiziert für dieses Jahr ein nominales Wachstum von 8,5 Prozent (entspricht einem Real-Wachstum von circa drei Prozent), wobei der Gewerbebau um 6,5 Prozent und der Wohnungsbau um 10,0 Prozent wachsen soll. Auch im Jahr 2020 erwartet der Verband ein nominales Wachstum, das mit einem Gesamtplus von fünf bis sechs Prozent (Realwachstum: knapp zwei Prozent) allerdings etwas schwächer ausfallen wird als 2018 und 2019, so die Prognose. 2018, im bisher besten Branchen-Jahr seit 1994, betrug das Realwachstum knapp fünf Prozent.

Aber auch wenn sich das Wachstum der Branche in den nächsten Jahren wahrscheinlich verlangsamen wird: Laut einem Bericht des Handelsblatts rechnen alle fünf führenden deutschen Wirtschafts-Institute für die kommenden Jahre mit Wachstumsraten, die das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts übersteigen werden.

Das Hauptproblem der Baufirmen in den nächsten Jahren dürfte sein, die Kapazitäten vorzuhalten, um alle Aufträge erledigen zu können. In den Jahren von 2009 bis 2019 haben die Unternehmen die Zahl ihrer Beschäftigten um mehr als 20 Prozent von 705.000 auf über 850.000 erhöht. Von den Neueingestellten kommen sehr viele aus dem europäischen Ausland. Der Präsident des Bau-Hauptverbands, Peter Hübner, sagt: „Da wir die notwendigen Arbeiter allein in Deutschland nicht mehr rekrutieren können, greifen wir bereits seit Jahren auch auf den europäischen Bauarbeitsmarkt zurück. Der Anteil der Ausländer an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten nähert sich der 20-Prozent-Marke.“

Dass die Bauunternehmer einen großen Bedarf an Mitarbeitern haben, bestätigte die Hauptgeschäftsführerin der „Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg“, Manja Schreiner, den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die personelle Erweiterung steht in den regionalen Baubetrieben ganz oben auf der Prioritätenliste.“ Ein paar Zahlen stehen exemplarisch für die Situation der in der betreffenden Fachgemeinschaft organisierten Betriebe. Von den dort beschäftigten knapp 600 Auszubildenden haben laut einer Pressemitteilung „über 50 Prozent Migrationshintergrund.“ Weiter heißt es: „Unter den rund 240 Auszubildenden im 1. Ausbildungsjahr sind 12,5 Prozent Geflüchtete.“

Eine Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) ergab, dass die „berufsspezifische Arbeitslosenquote für Bauberufe“ zwar rückläufig, mit 6,5 Prozent aber immer noch überdurchschnittlich sei (die Gesamt-Arbeitslosenquote in Deutschland beträgt 4,9 Prozent).

Eine Sprecherin der BA sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten weiter: „Im Tätigkeitsschwerpunkt Bauarbeiten und -ausführung ist der Ausländeranteil zuletzt auch nach unseren Daten auf 20 Prozent gestiegen. Besonders viele Ausländer arbeiten im Helferbereich. Hier beträgt der Anteil sogar 48 Prozent. Bei Fachkräften haben lediglich 14 Prozent einen ausländischen Pass.”


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...