Gemischtes

Autofahrer haben kaum Interesse, auf E-Autos umzusteigen

Die heute verfügbaren Elektroautos setzen sich nicht auf dem Markt durch. Nun werden Forderungen nach einer Verdopplung der staatlichen Subventionen laut.
29.06.2019 16:46
Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Elektroautos in Deutschland kann bis 2022 die Millionengrenze überschreiten - wenn der Bund noch viel stärkere Anreize für den Kauf der Stromer setzt. Wie die Unternehmensberatung Horváth am Dienstag mitteilte, sind zum Erreichen dieses Ziels eine Verdopplung der Prämie für E-Autos sowie eine deutlich größere Modellvielfalt nötig.

Fast 150.000 Elektrofahrzeuge waren Ende 2018 in Deutschland zugelassen, davon rund 83.000 rein elektrisch und der Rest mit Hybridantrieb, also auch mit Verbrennungsmotor ausgestattet. Im Vergleich zu 2016 ist dies eine Steigerung von 65 Prozent pro Jahr. Würde diese Wachstumsgeschwindigkeit beibehalten, kann das nun für 2022 ausgegebene Ziel der Bundesregierung von einer Million Stromern auf Deutschlands Straßen erreicht werden. Ursprünglich wollte die Regierung den Meilenstein schon 2020 erreichen.

Noch 2019 könnten den Beratern zufolge zwischen Flensburg und Sonthofen bereits eine Viertelmillion Elektroautos fahren. Gründe dafür sind die Einführung weiterer Plug-in-Hybride sowie steigende Reichweiten neuer Elektromobile - beides wichtige Faktoren, die die Anziehungskraft der E-Autos für Kunden deutlich erhöhen.

Weitere Zugkräfte sind die steuerliche Begünstigung elektrischer Firmenwagen sowie die Verlängerung der Umweltprämie – eine Prämie, welche angesichts des enormen Ressourcenaufwands bei Herstellung und Verschrottung der Batterie und hinsichtlich der Abhängigkeit von verschiedenen Rohstoffen merkwürdig ist. Zuletzt hatte das Ifo-Institut klargemacht, dass nur der Wasserstoffantrieb eine glaubhafte umweltfreundliche Alternative sein kann.

Damit der Markt allerdings weiterhin so stark wächst, müssten Bundesregierung und Autohersteller die "Handbremse" lösen, erklärte der Experte Oliver Greiner. Im vergangenen Jahr wurden lediglich acht neue reine Elektrofahrzeug-Modelle und -Varianten in den deutschen Markt eingeführt. Für 2019 rechnet Horváth mit mehr als zehn neuen Modellen, insbesondere im Segment der Oberklasse.

Doch das reicht nach Greiners Einschätzung nicht. "Auch wenn die Modellvielfalt in den nächsten Jahren steigen wird - ein massentaugliches E-Portfolio hat bisher kein großer Hersteller im Programm oder zumindest angekündigt". Um den Markt effektiv anzukurbeln, müsste auch die Umweltprämie verdoppelt werden. Anstatt mit bisher 2000 Euro würde ein Elektroauto unter 30.000 Euro dann mit 4000 Euro vom Steuerzahler gefördert.

Der durchschnittliche Preisaufschlag für ein Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner lag nämlich laut der Analyse Ende 2018 auch unter Berücksichtigung der Umweltprämie bei fast 30 Prozent. In Kombination mit Nachteilen wie der noch relativ geringen Reichweite sei diese Preisdifferenz momentan noch zu stark. "Autokäufer haben zu wenig Anreize", fasst es Horváth-Partner Andreas Brauchle zusammen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für die SPD - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...