Finanzen

Finanzministerium spricht sich gegen Facebooks Kryptowährung Libra aus

Lesezeit: 2 min
17.07.2019 11:47
Bundesfinanzminister Olaf Scholz will es nicht zulassen, dass Facebook mit seiner geplanten Kryptowährung Libra gegen den Euro konkurriert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Widerstand gegen Facebook-Pläne zur Einführung einer eigenen Kryptowährung mit dem Namen Libra hält an. Dies zeigen Bemerkungen der Regierungen in Deutschland und den USA, über die Reuters berichtet.

"Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens, denn sie ist ein Kernelement staatlicher Souveränität", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz am Dienstag. "Der Euro ist und bleibt das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Raum."

Scholz sagte, es gehe darum, globale Antworten zu finden. "Entscheidend ist für mich dabei, dass wir Finanzstabilität und Verbraucherschutz sichern. Grundsätzlich müssen wir Einfallstore für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindern."

Auch die US-Regierung äußert Bedenken im Hinblick auf Libra. US-Finanzminister Steven Mnuchin sagte, man habe Facebook und anderen Anbietern von Finanzdiensten klargemacht, dass es die gleichen Maßnahmen zum Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung umsetzen muss wie Banken.

Das weltgrößte Internet-Netzwerk mit rund 2,4 Milliarden Nutzern sei weit davon entfernt, von den US-Behörden grünes Licht für das sogenannte Libra-Projekt zu erhalten, so Mnuchin. "Sie werden uns mit sehr hohen Standards überzeugen müssen, bevor sie Zugang zum US-Finanzsystem bekommen."

Die Facebook-Pläne stehen auch auf der Tagesordnung bei den Beratungen der Finanzminister aus den sieben führenden Industriestaaten, die sich am Mittwoch und Donnerstag in Frankreich treffen.

Facebook wird beim G7-Treffen nicht vorsprechen können. Stattdessen soll eine Arbeitsgruppe unter Leitung des EZB-Direktors Benoit Coeure erste Erkenntnisse zu angedachten Kryptowährungen vorstellen.

In einem internen Vermerk des Bundesfinanzministeriums, über das die Bild-Zeitung zuerst berichtet hatte, hieß es, gemeinsam mit der Bundesbank solle die Bundesregierung prüfen, wie eine Libra-Etablierung als echte Alternative zur staatlichen Währung verhindert werden könne. "Ein 'Wettbewerb' zwischen staatlicher und privater Währung könnte sich negativ auf das Währungsmonopol der EZB auswirken."

Facebook hatte im Juni angekündigt, Libra in der ersten Hälfte 2020 einführen zu wollen. Der zuständige Facebook-Manager David Marcus wirbt am Dienstag und Mittwoch vor dem Kongress für das Projekt, dem Experten zutrauen, dass es die Finanzwelt auf den Kopf stellen könnte.

Laut Redemanuskript will der frühere Manager des Online-Bezahldienstes PayPal dabei erklären, dass die Kryptowährung Libra nicht als Konkurrenz zu staatlichen Währungen gedacht sei. Die Facebook-Währung werde nicht eingeführt, bis alle regulatorischen Bedenken ausgeräumt und Genehmigungen eingeholt seien. "Wir wissen, dass wir uns die Zeit nehmen müssen, um dies richtig zu machen."

Kritische Fragen dürfte es im Kongress vor allem zu den Auswirkungen auf die Geldpolitik und den Umgang mit Kundendaten geben. Vor allem bei den oppositionellen Demokraten wird Facebook kritisch gesehen. Viele Abgeordnete meinen, dass der Konzern bereits jetzt zu groß und mächtig ist.

Mehr Krypto-Themen finden Sie hier.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...