Die Großbank HSBC wird derzeit von mehreren überraschenden Rücktritten erschüttert. Wie die South China Morning Post berichtet, hat die Chefin für die Geschäfte in Ostasien überraschend ihren Abgang bekannt gemacht.
Bereits am 5.August trat der Vorstandsvorsitzende der Bank, John Flint, vollkommen überraschend nach nur anderthalb Jahren ab. Die dpa berichtete damals:
Überraschender Chefwechsel bei der britischen Großbank HSBC: Konzernchef John Flint trat in der Nacht zum Montag nach nur rund eineinhalb Jahren von der Spitze der größten europäischen Bank zurück. Wie das Geldhaus am frühen Montagmorgen weiter mitteilte, soll der Leiter der Welthandelsabteilung, Noel Quinn, den Posten übergangsweise übernehmen. Die Suche nach einem Nachfolger könne sechs bis zwölf Monate dauern, sagte Verwaltungsratschef Mark Tucker.
Zu den Gründen des Rücktritts hieß es lediglich, der Schritt sei «im Einvernehmen» erfolgt. Tucker erklärte, angesichts des herausfordernden globalen Umfelds sei «eine Änderung erforderlich, um die vor uns liegenden Herausforderungen zu bewältigen».
An der Börse führte Flints Rücktritt zu Kursverlusten. Der Aktienkurs der Bank, deren Geschäft stark auf Asien ausgerichtet ist, gab in Hongkong um bis zu knapp zwei Prozent nach, lag dann aber in einem insgesamt schwächeren Umfeld weniger stark im Minus. Damit baute das Papier die Verluste der vergangenen Wochen aus. Seit einem Jahr hat die Aktie rund 15 Prozent an Wert verloren.
An den neuerlichen Kursverlusten konnten auch erneut hohe Gewinne und die Ankündigung eines weiteren Aktienrückkaufs nichts ändern. So will die HSBC nun eigene Aktien im Wert von bis zu einer Milliarde US-Dollar (rund 900 Mio Euro) vom Markt zurückkaufen.
Flint hatte das Ruder im Februar 2018 vom langjährigen Chef Stuart Gulliver übernommen und den Konzern auf Wachstum ausgerichtet. Bis 2020 will die Bank bis zu 17 Milliarden Dollar investieren, um ihr Geschäft weiter zu stärken. Das Geld soll vor allem nach Asien und in neue Technologien fließen.
HSBC ist mit einem Börsenwert von umgerechnet rund 143 Milliarden Euro die mit Abstand wertvollste Bank Europas und spielt als einziges europäisches Haus in der Liga der US-Branchenriesen JPMorgan Chase, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup mit.
Angesichts weiter sprudelnder Gewinne in den ersten sechs Monaten sieht die Konzernspitze die Bank zwar auf Kurs, bis zum Jahr 2020 wie geplant eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als elf Prozent zu erzielen. Im ersten Halbjahr lag die Rendite mit 11,2 Prozent nur dank eines Sondereffekts darüber. Die jüngste Zinssenkung in den USA durchkreuzt aber die Ziele für das US-Geschäft von HSBC. Dort hatte die Bank ohnehin mit Problemen zu kämpfen.
Daher kassierte das Management das bisherige Ziel, in den Vereinigten Staaten bis 2020 eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent zu erreichen. Neben den Folgen der Zinssenkung nannte die Bank die schwierige Ertragslage im Privatkundengeschäft, der Vermögensverwaltung sowie im Handelsgeschäft. «Wir arbeiten an den Betriebskosten und den Investitionsausgaben mit Blick auf die Risiken bei der Ertragsentwicklung», versprach die Bankführung.
Im ersten Halbjahr legte HSBC zwar weiter zu. Im Vergleich zum ersten Quartal schwächte sich die Gewinnentwicklung im laufenden Geschäft zuletzt aber ab. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern lag in den Monaten Januar bis Juni bei 12,5 Milliarden US-Dollar und damit 6,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Davon kamen 9,8 Milliarden Dollar aus Asien. Im ersten Quartal hatte er noch um zehn Prozent zugelegt.
Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre der Bank im ersten Halbjahr ein Gewinn von 8,5 Milliarden Dollar und damit 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die bereinigten Erträge legten zwar dank guter Geschäfte mit Privat- und Firmenkunden um rund acht Prozent auf 28,5 Milliarden Dollar zu. Im Handelsgeschäft musste das Institut aber einen Rückgang um 2,5 Prozent hinnehmen.