Deutschland

Europas Flughäfen verzeichnen Einbrüche beim Frachtverkehr

Der Frachtumsatz an Europas Flughäfen ist zuletzt deutlich eingebrochen. Zu den Verlierern gehört auch Frankfurt. Besserung ist nicht in Sicht.
17.08.2019 18:41
Lesezeit: 2 min

Der Frachtumsatz an Europas Flughäfen lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 3,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie Daten des Airports Council International (ACI) Europe zeigen. Zu den Verlierern gehört auch der Flughafen Frankfurt, der verkehrsreichste Luftfracht-Umsatzplatz in Europa. Er verzeichnete einen Rückgang um 2,5 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres.

Nur drei der zehn wichtigsten Luftfracht-Gateways in Europa gelang es, ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr zu erreichen. Dies sind die Fracht-Flughäfen in Madrid, Barcelona und London.

Juni der schlechteste Monat für Europas Flughäfen seit 7 Jahren

Nachdem die schwache Ergebnisse bekannt wurden, sagte Olivier Jankovec, Generaldirektor des Airports Council International (ACI) Europe, dass dies kein gutes Zeichen für die kommenden Monate sei. "Der Einbruch des Frachtverkehrs ist der Punkt, wo es im Moment wirklich wehtut", zitiert ihn das Journal of Commerce. "Und es wird auch nicht besser, denn der Juni verzeichnete einen Rückgang von 7,1 Prozent, die schlechteste Monatsperformance seit mehr als sieben Jahren."

Die Frachtzahlen von Air France-KLM zeigen, dass sich der negative Trend an den Frachtmärkten auch im Juli nicht verbessert hat. Die transportierte Tonnage bei dem französisch-niederländischen Unternehmen lag im Juli fast 6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch die größten europäischen Spediteure verzeichneten von Januar bis Juni eine Verschlechterung auf den Luftfrachtmärkten. Das dänische Transport- und Logistikunternehmen DSV sagt, dass der Luftfrachtmarkt im ersten Halbjahr um 5 Prozent zurückgegangen ist. Hauptgrund sei der rückläufige Automobilsektor.

Die europäische Automobilindustrie verzeichnete im Juni einen Umsatzrückgang um 8 Prozent, der neunte monatliche Rückgang in den vergangenen 10 Monaten. Daimler hatte im Juli eine Gewinnwarnung wegen der schwachen Weltmärkte herausgegeben, und BMW verzeichnete im Mai den ersten Verlust seit einem Jahrzehnt.

"Die Tatsache, dass der Luftfrachtmarkt im bisherigen Jahresverlauf um 5 Prozent zurückgegangen ist, ist beunruhigend", sagte DSV-Chef Jens Bjørn Andersen. Es sei schwer zu sagen, was - abgesehen von der Krise der Automobilindustrie - der Grund dafür sei.

Daten der International Air Transport Association (IATA) zeigen, dass europäische Fluggesellschaften im Juni einen Rückgang der Frachtnachfrage um 3,6 Prozent verzeichneten. Mildernd wirkten sich vergleichsweise starke Frachtvolumina innerhalb Europas aus, welche die schwächeren deutschen Exporte zum Teil ausgeglichen haben.

Die IATA berichtet weiter, dass die im Juni beförderte Tonnage den achten Monat in Folge gegenüber dem Vorjahr rückläufig war. Die Nachfrage gemessen in Frachttonnenkilometern (FTKs) sank im Juni um 4,8 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2018. "Der Welthandel leidet weiterhin unter den zunehmenden Handelsspannungen - insbesondere zwischen den USA und China. Infolgedessen schrumpfen die Luftfrachtmärkte weiterhin", sagte Alexandre de Juniac, IATA-Generaldirektor und CEO.

Asiens Airlines besonders hart getroffen

Diese Frachtprobleme treffen asiatische Fluggesellschaften besonders hart, da die meisten Langstrecken-Frachtbetriebe im Pazifik-Raum operieren. Die Fluggesellschaften der Region verzeichneten laut der Association of Asia Pacific Airlines (AAPA) im Juni einen Rückgang der Luftfrachtnachfrage um 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Andrew Herdman, Generaldirektor der AAPA, sagte, dass asiatische Fluggesellschaften im ersten Halbjahr einen Rückgang der Luftfrachtnachfrage um 6,2 Prozent verzeichneten, was die vorherrschende Schwäche der internationalen Handelsströme mit sich erweiternden Handelsstreitigkeiten und höheren Zöllen widerspiegelt, welche die globalen Lieferketten stören. Auch für die Zukunft ist Herdman nicht optimistisch. "Angesichts des moderaten globalen Geschäftsoptimismus und des Fehlens signifikanter Fortschritte bei den Handelsverhandlungen dürfte die Nachfrage nach Luftfracht weiterhin schwach bleiben", sagte er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...