Angesichts des extrem hohen Defizits hat das spanische Parlament vergangene Woche entschieden, im Bildungssektor Einsparungen in Höhe von rund 10 Milliarden Euro vorzunehmen. Die Gewerkschaften mahnen, dass dadurch beispielsweise 100.000 Vertretungslehrer ihre Arbeit verlieren könnten. Angesichts der mit 24 Prozent höchsten Arbeitslosigkeit in der EU, der Rezession und den stark angeschlagenen Banken sind die spanischen Bürger wütend, dass nun ausgerechnet an der Bildung gespart werden soll. Deswegen sind am Dienstag landesweit Zehntausende auf die Straßen gegangen.
Neben den Protesten kam es auch zu landesweiten Streiks: auf allen Ebenen der öffentlichen Bildung, vom Kindergarten bis zur Universität. Die Gewerkschaften bezeichneten den Streik als vollen Erfolg, 80 Prozent der Lehrer hätten teilgenommen. Das Bildungsministerium sagte, es seien lediglich 20 Prozent gewesen. Kritiker bemängeln, dass Milliarden Euro in die Banken fließen, während die Ausgaben für Schulen und Krankenhäuser drastisch reduziert werden.
Die Bildungsreform sieht unter anderem eine Erhöhung der Arbeitsstunden und die Erhöhung der Schüleranzahl in einer Klasse um durchschnittlich 20 Prozent vor, sowie eine Erlaubnis für die Universitäten, die Gebühren um 66 Prozent anzuheben. Dies dürfte auch die Studierenden treffen, die sich aufgrund der Situation des Arbeitsmarktes entschlossen haben, ihr Studium auszuweiten beziehungsweise zu vertiefen, statt arbeitslos zu werden.
Die spanische Regierung indes sagt, es sei eine Bildungsreform, die nicht nur Ausgaben kürzt, sondern auch versucht, die Effizienz und die Qualität zu erhöhen. Viele Regionen haben während der Boomjahre einige zusätzliche Universitäts-Campusse für Profilierungszwecke aufgezogen. Nun hat Spanien 79 Universitäten, die sich auf rund 236 Campusse verteilen, über 2.400 unterschiedliche Bachelor-Abschlüsse und mehr als 2.750 Master-Degrees anbieten. Zudem habe Spanien nicht eine einzige Universität, die es unter die Top 150 der Welt geschafft hätte, sagt José Ignacio Wert, Spaniens Bildungsminister. Und die Abbrecher-Quote liege mit 30 Prozent deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 16 Prozent. José Ignacio Wert schätzt, dass so Investitionen in Höhe von 2,96 Milliarden Euro jedes Jahr verloren gingen.
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