Politik

Österreich: Wirtschaftsminister schafft für seinen Vertrauten neuen Staats-Job

Lesezeit: 1 min
02.05.2013 17:12
Im Herbst wählt Österreich ein neues Parlament. Der österreichische ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat dennoch kurzfristig seinen langjährigen, treuen Mitarbeiter Harald Kaszanits zum Generalsekretär des Ministeriums berufen. Ein Posten, den es zuletzt 2008 in diesem wichtigen Ministerium gegeben hat.
Österreich: Wirtschaftsminister schafft für seinen Vertrauten neuen Staats-Job

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Von den Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, hat der österreichische Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kurz vor der Wahl seinem engsten Buddy einen neuen Posten verschafft.

Anfang März wurde Harald Kaszanits neuer Generalsekretär im österreichischen Wirtschaftsministerium, so das Magazin Republik. Eine offizielle Mitteilung des Ministeriums hat es nicht gegeben. Kaszanits neuer Posten liegt auf der Karriereleiter zwischen dem Minister und dem Sektionschef. Zuvor hatte es fünf Jahre lang keinen Generalsekretär im Wirtschaftsministerium gegeben.

Ziel sei es, so die Koordinierung zwischen Kabinett und Behörde zu verbessern. Eine zusätzliche Entlohnung erhält der neue Generalsekretär nicht. Kaszanits bleibt auch weiterhin Kabinettschef, wofür er wie andere in seiner Position entlohnt werde, sagte die Pressesprecherin des Bundesministers, Waltraud Kaserer, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Ein Vorteil des neuen Jobs: Während bei einem Ministerwechsel der Kabinettschef mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Job los ist, bleibt der Generalsekretär oft auch lange über die Legislaturperiode hinaus - gut entlohnt - im Amt (wie etwa Hans-Georg Kramer im österreichischen Finanzministerium). Dem widerspricht die Pressesprecherin: Mit der Legislaturperiode endet Kaszanits Amtszeit als Generalsekretär bereits wieder.  Ob es nach der Wahl weiterhin einen Generalsekretär geben wird, ist nicht klar. Das hänge davon ab, was der nächste Minister möchte, so Kaserer.

Kaszanits gute Beziehung zum Wirtschaftsminister macht sich schon seit Jahren bezahlt. 2010 schickte Mitterlehner Kaszanits in den Aufsichtsrat des Energieunternehmens VERBUND. Dort sollte Kaszanits für eine bessere Verzahnung zwischen Ministerium und Unternehmen – also für mehr politische Einflussnahme – sorgen. VERBUND notiert an der Wiener Börse. 51 Prozent der Aktien gehören dem Staat Österreich.

Mitterlehner selbst war langjähriger Politfunktionär in der Wirtschaftskammer und dem Österreichischem Wirtschaftsbund. Gemessen an seinen Leistungen müsste Mitterlehner weniger Minister für Wirtschaft, als Minister für Wirtschaftslenkung heißen, so die NZZ.

Das Wirtschaftsministerium ist seit Jahrzehnten in der Hand der ÖVP. Wie der Postenschacher hat auch ein Wirtschaftsminister aus dem Lager der ÖVP in Österreich Tradition. Auch Seilschaften und Vetternwirtschaft gehören in Österreich zum Alltag. Ohne Beziehungen kann selbst der fleißigste und fähigste Angestellte an der gläsernen Karrieredecke verzweifeln, gerade bei wichtigen Posten in staatsnahen Unternehmen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...