Politik

Handelskrieg: Online-Shopping wird künftig teurer

Lesezeit: 1 min
10.05.2013 00:52
Produkte, die online gekauft werden, sollen künftig in den Ländern des Einkaufs besteuert werden. Die USA haben eben ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. In Deutschland läuft die Diskussion in dieselbe Richtung. Am Ende wird Online-Shopping für die Kunden teurer.
Handelskrieg: Online-Shopping wird künftig teurer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Online-Shopping über die Ländergrenzen hinweg ist bisher weitgehend von der Mehrwertsteuer befreit. Doch immer mehr wollen die Staaten Steuern aus diesen Geschäften eintreiben. Der Preisvorteil der Online-Shops droht wegzufallen.

Bisher wird in den USA beim Shopping im Internet keine Mehrwertsteuer eingezogen, wenn der Käufer in einem anderen Bundesstaat lebt als der Online-Shop. In diesem Fall ist der Käufer dafür verantwortlich, die Steuer selbständig an seinen Bundesstaat zu überweisen.

Doch da der Aufwand groß ist, haben die Bundesstaaten bisher nur bei teureren Produkten, etwa bei Autos, die Steuer tatsächlich eingetrieben. Das ändert sich nun, berichtet nolo.com. So hat der Bundesstaat New York vorgeschrieben, dass die Bürger auf der Einkommenssteuer-Erklärung angeben müssen, wie viel sie im Internet aus anderen Bundesstaaten einkaufen.

Die Änderung der Besteuerung beim Online-Handel ist ein Beleg dafür, dass die Idee einer grenzenlosen Weltwirtschaft zum Vorteil der Kunden zu Grabe getragen wird: Weil alle Staaten weltweit verschuldet sind, ist ein regelrechter Handelskrieg darüber entbrannt, welcher Staat beim Einkauf der Kunden im Internet mitnaschen darf.

Dieser Krieg wird sich auch auf die Preise beim Online-Shopping in Deutschland auswirken.

Und zwar nicht zum Vorteil der Kunden.

Lorenz Jarass, Sachverständiger für den Finanzausschuss des Bundestages, fordert auch eine entsprechende Änderung des deutschen Steuersystems. Was die Unternehmen in Deutschland erwirtschaften, solle auch in Deutschland besteuert werden. Dem DLF sagte er:

Und das heißt eben bei den Unternehmen, dass nicht nur die ausgewiesenen Gewinne besteuert werden, (…) sondern vor allen Dingen auch die in Deutschland erwirtschafteten Kapitalentgelte in Form von ausbezahlten Schuldzinsen und ausbezahlten Lizenzgebühren. Denn die bleiben in Deutschland heute weitestgehend steuerfrei.

Wenn etwa Amazon aus dem Ausland Lizenzgebühren einnimmt, dann zahlt das Unternehmen darauf in Deutschland keine Steuern. Dabei findet die Wertschöpfung in Deutschland statt. Jarass kritisiert, dass dem deutschen Fiskus Einnahmen verloren gingen, wenn internationale Unternehmen einen Teil ihres Kapitals in Niedrigsteuerländer transferieren. Er sagt:

Wir selber füttern die Steueroasen mit unserem verfehlten Unternehmensbesteuerungskonzept. Wenn wir alles, was in Deutschland erwirtschaftet worden ist, auch in Deutschland besteuern, dann werden dadurch automatisch die Steueroasen ausgetrocknet.

Jarass fordert daher, dass bei der Gewerbesteuer ausbezahlte Lizenzgebühren nicht mehr als Kosten geltend gemacht werden können. Stattdessen sollten die Unternehmen die entsprechende Gewerbesteuer in voller Höhe zahlen. Die größere steuerliche Belastung von Unternehmen wie Amazon würde an die Kunden weitergegeben. Das günstige grenzenlose Einkaufen wäre vorbei.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...