Deutschland

Deutsche hegen großes Misstrauen gegen Lebensmittel-Anbieter

Lesezeit: 1 min
10.06.2013 02:32
Die deutschen Konsumenten glauben nicht, was ihnen die Hersteller über ihre Produkte erzählen. Der Markt steckt in einer Vertrauenskrise. Besonders Finanzdienstleister und Lebensmittel-Produzenten gelten als besonders manipulativ.
Deutsche hegen großes Misstrauen gegen Lebensmittel-Anbieter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Fast zwei Drittel der deutschen Konsumenten denken, dass es im Finanzbereich und im Lebensmittelsektor Anbieter gibt, die sie täuschen und schädigen können. Bei Finanzprodukten sind es 63 Prozent, bei Lebensmitteln 62 Prozent, zeigt eine repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts infas im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Die Konsumenten glauben auch, dass weder Staat noch Unternehmen selbst für einen verbraucherfreundlichen Markt sorgen. Nur 43 Prozent vertrauen darauf, dass die Wirtschaft Produkte aussortiert, die für sie von Nachteil sind. Dem Staat traut dies überhaupt nur jeder Dritte zu. Der Studie zufolge achten Verbraucher bei ihren Entscheidungen neben dem Preis vor allem auf die Informationen der Hersteller. In allen Märkten sehen die Konsumenten in dieser Hinsicht aber große Defizite: 57 Prozent aller Befragten sagen, dass ihnen die Informationen der Hersteller nicht ausreichen, um ihre Auswahl zu treffen.

Gerade im komplexen Finanzmarkt vertrauen Konsumenten oft auf den Ruf eines Instituts. Für 56 Prozent ist der erste Eindruck ein entscheidendes Kriterium und damit wichtiger als ethische Aspekte (48 Prozent) oder geprüfte Siegel (47 Prozent). Lediglich jeder Dritte (32 Prozent) setzt sich intensiv mit der Entscheidung bei Finanzen auseinander – gegenüber 50 Prozent bei Lebensmitteln und sogar 65 Prozent bei Gebrauchsgütern.

Drei Monate vor der Bundestagswahl fühlen sich viele Konsumenten auch von den politischen Parteien vernachlässigt. 24 Prozent der Befragten sagten, dass sich keine Partei für Verbraucher-Anliegen einsetzt, 32 Prozent gaben keine Antwort. Einzig den Grünen spricht ein Viertel der Befragten eine derartige Kompetenz zu.

Als Konsequenz der Studienergebnisse fordert der vzbv speziell im Finanzbereich die Etablierung einer unabhängigen Institution, die den Markt aus Verbrauchersicht beobachtet, eine Art „Finanzmarktwächter“. Dies würde den Wünschen der Konsumenten eindeutig entsprechen: 92 Prozent der Befragten spricht sich für mehr Marktkontrollen durch unabhängige Institutionen aus.

Insgesamt sind die Ergebnisse des Berichts alarmierend: Wenn zwei Drittel der Konsumenten nicht mehr an das glaubt, was ihnen die Hersteller ihrer Lebensmittel erzählen, bedeutet das auch eine Krise des Marktes an sich.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...