China setzt einen weiteren Schritt im Zoll-Streit mit der EU. Das Handelsministerium in Peking hat angekündigt, ab Freitag Anti-Dumping-Zölle auf eine Chemikalie aus der EU zu verlangen.
Bei der Substanz handelt es sich um Toluidin, das bei der Herstellung von Farbstoffen, Medikamenten und Düngemitteln verwendet wird. Der Stoff soll in Zukunft mit einem Schutzzoll von bis zu 36,9 Prozent belegt werden, berichtet Reuters.
Für den deutschen Chemiekonzern Lanxess wird der Zoll 19,6 Prozent betragen, so das Handelsministerium. Lanxess produziert die Substanz in Leverkusen. Das Unternehmen ging im Jahr 2004 als ausgegliederte Sparte aus der Bayer AG hervor. Ein anderer großer Chemiekonzern aus Deutschland, BASF, ist nach eigenen Angaben nicht betroffen.
Pekings Vermutung, die Toluidin-Importe aus der EU würden zu Dumpingpreisen importiert, hätten sich bei entsprechenden Untersuchungen bestätigt, so das Handelsministerium in seiner Erklärung. Die chinesische Toluidin-Industrie habe „materielle Schäden“ erlitten.
Die jüngste Entwicklung ist nur eine von mehreren Episoden im Handelsstreit zwischen China und der EU (hier). Die EU hatte Anfang Juni Schutzzölle auf die Einfuhr chinesischer Solarmodule verhängt. Peking reagierte mit einer Prüfung von Einfuhrbeschränkungen auf europäischen Wein, ebenso wie für Luxus-Autos. Auf beiden Seiten laufen Zoll-Verfahren für weitere Warengruppen. Politiker und Industrievertreter warnen bereits vor einem handfesten Handelskrieg.